Eistüte vor Fahrrad.Ganz klar, wo hier der Fokus ist.

Rennradsaisonauftaktfahrt in der Sonne! Das war der Plan für Samstag. Und? Was soll ich sagen: Vorgenommen, geplant und durchgeführt. Schnell noch die Familie mit Mittagessen versorgen, umziehen und los geht es. Geplant waren 70 Kilometer in den Münchner Osten: Ebersberg, Markt Schwaben, Speichersee und  zurück.

Gleich die ersten Kilometer machen solchen Spaß zu fahren, dass der direkte Weg nach Ebersberg gleich mal einen Knick über Purfing bekommt.  Auf den geraden Strecken bin ich für meine Verhältnisse richtig schnell unterwegs mit über 25 km/h. Der Schnitt wird in den Ortschaften heruntergezogen, weil ich mich da oft nicht so schnell traue, oder weil der Radweg unerwartet endet und auf der anderen Straßenseite weitergeht. Und natürlich die Hügel, die ziehen ihn auch runter, obwohl sie ja für das genauer Gegenteil stehen (sorry, schlechter Kalauer).  Aber sonst flutscht es richtig gut, und  ich habe langsam das Gefühl, dass die inzwischen gut eintausend Kilometer, die ich in diesem Jahr schon abgestrampelt habe, langsam Wirkung zeigen. Und es hilft sicher auch, vorher nicht ein paar Stunden in Sauna und Schwitzbad gehockt zu haben.

Bei Kilometer 33 in Ebersberg kenne ich eine gute Eisdiele, aber ich habe noch nicht das Gefühl, mir ein Eis verdient zu haben. Also weiter Richtung Norden und durch den Ebersberger Forst. Ich gebe gleich mal zu, dass ich mit Absicht die Süd-Nord-Durchquerung angesteuert habe, weil ich endlich mal diese 10-Kilometer-Strecke bergab fahren wollte.  Die andere Richtung habe ich schon öfters gemacht. Dieser Abschnitt war – mit Verlaub – geil! Sieben oder acht Kilometer mit 35 km/h ohne Kurven auf ebenem Asphalt dahinrasen hat schon was.

Nach diesem Ritt gönne ich mir in Markt Schwaben das Eis. Und überlege, wie es weitergeht. Ich fühle mich fit und die Sonne geht auch so bald nicht unter, also entscheide ich mich für einen weiteren Schlenker nach Norden, anstatt nach Westen nach Hause. Die Landschaft wird hügeliger und ich erinnere mich an die eine oder andere Tour, die ich hier schon entlang ächzte. Jetzt ging es schon deutlich besser.  Immer wieder schaue ich auf den Tacho und überlege, ob und wie ich die hundert wohl zusammenkriege. Dass es letztendlich dann doch nur neunzig wurden, lag daran, dass ich eine entscheidende Kreuzung verpennt habe und dann auch irgendwann ganz dringend auf Toilette musste.  90 km in 4 Stunden, und auf den letzten Kilometern noch eine QOM bei Strava! Yeah.

Collage: Ein alter abgefahrener Rennradreifen, und ein neuer, ungebrauchter
Vorher – nachher

Obwohl ich mich gestern Abend noch einigermaßen gut fühlte, war der Morgen danach schon etwas anstrengend. Die Knie schmerzen und der Rücken ist muskelverkatert. Aber nach einer oder zwei Stunden ist es schon besser. Außerdem habe ich heute nichts besonderes vor. Papierkram und mal wieder Fahrradpflege. Die Mäntel des Rennrads sind nicht mehr so ganz toll. Da gönn ich mir mal neue.

Ein Junge und ein Mann pumpen ein Fahrrad auf.
Die Männer versuchen zu reparieren.

Am Nachmittag wollen wir familienmäßig endlich mal den Wirtshausgutschein vertrinken, den ich letztes Jahr im Rahmen von Stadtradeln verdient hatte. Leider kommen wir nicht besonders weit. An einer Bordsteinkante macht der Vorderreifen des Sohnes ein lautes Geräusch und dann ist die Luft raus. NATÜRLICH habe ich eine Luftpumpe dabei und den passenden Mann zum Pumpen. Aber soviel er auch pumpt, es zeigt keine Wirkung. Der Mann glaubt, dass meine Luftpumpe Mist ist, und macht sich auf heim, um seine eigene zu holen. Der Sohn und ich vergnügen uns auf dem nahen Spielplatz. Ich schaue mir den Reifen mal genauer an, weil ich habe nämlich auch Schlauch und Werkzeug dabei.  Nachdem ich mich eine Weile mit dem modernen Schnellspanner gemessen und dann doch gewonnen habe, dämmert es mir: Der Sohn fährt tatsächlich schlauchlos. Tubeless. Und ich bin planlos. Planless, sozusagen. Der Mann übrigens auch, denn auch seine Luftpumpe richtet nicht viel aus. Mein schnell angegoogletes Wissen reicht nicht aus. Wir verschieben die Lösung des Problems, und die Männer schieben das Rad in den nächstgelegenen Biergarten. Ich hole derweil daheim das Auto für den späteren Transport. Es wurde doch noch ein schöner Nachmittag, wenngleich auch nicht wie gedacht. Und das Rad ist immer noch platt.

6 Gedanke zu “Geschlaucht”
  1. Hallo Alexandra,
    also wenn das deine „Einstiegstour“ war, was kommt dann noch??? 😯 Im Ernst – einmal am Stück solche Strecken radeln zu können, ist schon noch ein Ziel für mich, auch wenn ich nicht nach Mitteldistanzen schiele! 🙂

    1. Hallo Doris, das war die Einstiegstour in die Zeit der großen und langen Rennradtouren. Mittellange Ausflüge habe ich dieses Jahr schon ein paar gemacht, aber mit dem Reiserad, und die Kurzstrecken zur Arbeit und so durch den Winter hindurch haben geholfen, diese Tour quasi aus dem Stand zu fahren. Kein Hexenwerk. 🙂

  2. Hallo Andra,

    tolle Leistung! Es freut mich, dass am Samstag „jemand“ den Münchner Osten beradelt hat, nachdem ich mich am Freitag Abend dann doch noch für den Münchner Westen entschieden habe. Letztlich habe ich damit die längst überfällige Eingewöhnung an das — für mich neue — Radelrevier rechts der Isar nur weiter vor mir hergeschoben.

    Aber ähnlich wie bei Dir habe ich auf die 75 km nach Augsburg aus purem Tatendrang und der schönen Stimmung noch die 75 km auf anderem Weg wieder nach Hause gesetzt. Und auch mich haben bei der Heimfahrt etliche Hügel im Dachauer Hinterland „runtergezogen“. Immerhin bin ich seit Monaten nicht mehr über die 40-km-pro-Tag-Marke gekommen. Aber ich verspüre so eine Art Stolz, dass mir weder Muskelkrampf noch -kater widerfahren sind. Allem Anschein nach wachsen die Oberschenkel mit ihren Aufgaben …

    Ein Eis ist für mich leider nicht herausgesprungen, aber immernhin habe ich in Odelzhausen noch einen Kaffee und einen Teil der Wochenendeinkäufe (!) bekommen.

    Bin gespannt, wie’s tubeless (tube-lässig?) weitergeht!
    Viele Grüße und allseits gute Fahrt,
    Stephan

    1. Hallo Stephan, im Osten ist mächtig was los an schönen Sonnentagen. Fast scheint es mir als habe jeder zehnte Mann im Kreis Ebersberg ein Rennrad zu Weihnachten bekommen. Die werden wirklich immer mehr. Also, keine Sorge: „Jemand“ ist immer unterwegs. Der Westen wäre schon auch mal schön, wenn da nicht die dicke Stadt dazwischen wäre. Fährst du da mit der S-Bahn durch, oder gibst du dir Großstadtradeln?
      2×75 ist ganz ordentlich für die erste Fahrt, was sie ja nicht ist, weil die Oberschenkel bestimmt auch ordentlich an den Spikes gewachsen sind. Herzlichen Glückwunsch, dir und deinen Oberschenkeln.
      Zum Thema tubeless: Ähem. Peinlich. Es war dann doch nicht tubeless. Der Mantel ist tubeless-ready. Und er pappte so fest an der Felge, dass der Verdacht nahe lag. Aber der Händler hat dann mit roher Gewalt, das Gummi von der Felge gezogen und den Schlauch rausoperiert. Der hatte ein großes Loch. Wenn ich diesen doofen Händler per Telefon hätte fragen können, ob er überhaupt tubeless aufzieht, hätte ich mir die Fahr nach Pasing sparen können. Aber die waren telefonisch nicht zu erreichen, und so musste ich zwei Stunden nach Pasing hin und zurück. Aber jetzt ist alles gut. Neuer Schlauch, neue Luft und der Sohn kann wieder heizen.
      Viele Grüße, Alexandra

      1. Hallo Alexandra,
        das große Rennrad-Schaulaufen im Münchner Osten sollte ich mir doch glatt einmal anschauen, zumal es nun langsam wirklich überfällig wird, dass ich mich etwas intensiver mit meinem „neuen Freigehege“ befasse. Was den Westen angeht, so bin ich meistens zu faul, mein Fahrrad samt Gerödel in U- oder S-Bahn zu packen (ich bin ja kein gewichtsoptimierter Rennradler …). Am Samstag habe ich aber dann doch besch…, äh geschummelt, indem ich mit der S-Bahn bis zum Westkreuz gefahren bin. Ansonsten hätte ich den Termin zum Mittagessen mit meiner Frau in Augsburg nicht mehr geschafft.

        Leider habe ich noch keine rundum befriedigende Radel-Strecke ans Westende der Stadt gefunden: Entweder muss ich große Teile meiner derzeitigen oder früheren Pendelstrecke in die Arbeit abradeln, oder ich komme zwar reizvoll durch die Stadt, bin dann aber in einer suboptimalen Ausgangsposition für mein Ziel.
        Somit gilt, was ein guter Bekannter schon lange sagt: „I would like the West better if it was in the East.“ 😉

        Auch wenn ich keinen Blog mein Eigen nenne, fand ich Deine Aktion „Winterradeln“ sehr passend, da ich in diesem Winter zum ersten Mal „durchgeradelt“ bin. Das mag die Kondition (vulgo: Oberschenkel) recht gut konserviert haben.
        Über Krampf und Kater habe ich nur berichtet, weil ich so stolz war, zum ersten Mal nach einer solchen Strecke komplett davon verschont geblieben zu sein. 🙂

        Die Geschichte mit der nur scheinbaren Schlauchlosigkeit ist leider in mehrerlei Hinsicht unbefriedigend: Du hattest viel Aufwand, Dein Sohn hatte länger als nötig keinen „Heizkörper“, und der Spannungsbogen der Geschichte fällt zu schnell ab. 😉

        Bei diesem schönen Wetter hoffe ich, dass endlich mein „Schweizer Kampfpanzer“ wieder fahrbereit ist. Ich muss ihm noch sooo viel zeigen …
        Viele Grüße, Stephan

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