35 °C, in Worten fünfunddreißig Grad Celsius. Das ist heiß. Sehr heiß. Zu heiß, um zum Beispiel die RTF im Münchner Voralpenland mitzumachen. Jedenfalls für mich. Also stelle ich mir den Wecker nicht. Trotzdem werde ich um halb sieben wach. Der Mann kruschelt rum und macht sich für einen Lauf bereit. Tapfertapfer, denke ich und dreh mich wieder um. Kurz darauf meldet sich doch meine Wecker-App, weil die Übertragung des Frankfurter Ironman gleich beginnt. OK, wenn ich mir die schon so gestellt habe, dann versuch ich halt nicht nochmal einzuschlafen. Ist eh sinnlos bei der Hitze jetzt schon. Ich mach also den Rechner an und lass mich von hr-online informieren. Und tatsächlich kommt schon gleich wieder das Gänsehautgefühl, das ich immer bei Großveranstaltungen habe. Muss ich scheinbar gar nicht vor Ort sein.Um es abzukürzen: Ich verfolge quasi das gesamte Rennen der Pro-Männer. Acht Stunden lang. Und ich finde es spannend. Auch Kommentare wie „Mit was dopen eigentlich Triathleten?“ verderben mir nicht die Laune. Ich bin beeindruckt, was die da so leisten. Wie die schwimmen, radfahren, laufen. Besonders Jan Frodeno. Schon gut. Ich kann mir vorstellen, was es für die Pros und vor allem für die AltersklassenathletInnen bedeutet, bei dieser Hitze diese Leistungen zu bringen, wenn ich aus meinem halbdunklen kühlen Wohnzimmer mal kurz vor die Tür gehe. Das kommt aber nicht oft vor. Ich mach die Steuererklärung und sonst noch so Orgamist und schaue nebenher Frankfurt an. Das hebt meine Laune.
Ich nehme mir vor, mich heute auch noch zu bewegen. Es wird aber halb sieben, bis ich mich endlich aufraffe. Als ich mein Rad hole, packt mich gleich ganz schlimm das schlechte Gewissen. Das Rad ist nämlich mit Spinnweben eingebaut. Habe ich es echt schon soo lang nicht mehr bewegt? Offensichtlich. Schande über mich.
Also los. Immer noch über dreißig Grad, aber auf dem Rad ist das nicht ganz so schlimm. Ich lasse mir Zeit und sehe, wie es mir so geht. Nach einer Weile beschließe ich, dass fünfzig gehen könnten und nehme die entsprechenden Abzweigungen. Eine neue Strecke führt mich durch duftende Felder. Ein schöngeistiger Landwirt hat sein Maisfeld mit Sonnenblumen eingesäumt nach dem Motto „Unsere Monokultur soll schöner werden“. Ich nehme mir vor, nochmal vorbeizukommen, wenn die Sonnenblumen blühen. Zwischen Frotzhofen und Purfing geht mir das Wasser aus. Ich halte an einem Haus und erbitte Wasser. Eigentlich will ich gerne meine große Flasche mit kaltem Leitungswasser aufgefüllt haben. Die Leute wollen aber nett sein und reichen mir ein kleine Flasche lauwarmes Mineralwasser. Hm. Ich will nicht unhöflich sein und bedanke mich herzlich. Ist ja nicht mehr weit bis heim.
Gegen neun sind die Temperaturen erträglich, die Sonne steht tief und die Mückenschwärme fliegen tief. Jetzt ist es endlich doch an der Zeit für eine Radbrille. Das Motorrad ist ja verkauft und die freigewordenen Mittel sollen zweckgebunden eingesetzt werden. Ich müsste halt nur noch in den Laden gehen. Schaffe ich auch noch.

2 Gedanke zu “Hitzeschlacht”
  1. Also um diese Jahreszeit braucht es gar nicht so lange, das die Spinnen ihre Netze überall drankleben 🙂
    Irgendwie habe ich das Gefühl, so schnell, wie die spinnen, kann ich gar nicht hinterher sein im Haus.
    Vielleicht tröstet dich das ja 🙂
    Liebe Grüße
    Helge

    1. Hi Helge, ich glaube auch, dass die Spinnen gerade im Flow sind. Aber genau betrachtet, haben sie ja auch nicht viel anderes zu tun. Also sollen sie, aber halt nicht im und am Haus oder am Rad.

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