Fähranleger und ein Abfahrtsplan mit der Aufschrift WinterpauseAbruptes Ende an der Müggelspree und keine Fähre in Sicht

Zwei Tage Urlaub und einen Grund in Berlin zu sein. Wetter soll einigermaßen werden. Also Fahrrad bepackt, Zug gebucht und Donnerstag angekommen. Für die Fahrt vom Bahnhof Südkreuz zu meinem Domizil in Köpenick überlasse ich das Denken komoot. Kopfhörer rein, Orientierungshirn ausschalten (besser: ausgeschaltet lassen) und der Fahrt hingeben. Eine gute Stunde später bin ich am Ziel. Vollkommen entspannt und der Meinung, dass die ganzen Horrormeldungen über die schlimmen Radfahrverhältnisse in Berlin nicht stimmen können. Die Radwege sind sehr breit, kaum zugeparkt und die Ausschilderung auch OK. Na gut, ab und zu gibt es ein paar sehr verfallene Abschnitte, bei denen es sich lohnt auf die Straße auszuweichen. Aber im Großen und Ganzen, nix zu meckern.

Ähnliches stelle ich auch am nächsten Tag fest auf meiner ausgedehnten Tour erst um den Müggelsee, dann Richtung Westen nach Zehlendorf, wo ich zum Kaffee verabredet bin. Zwischendurch führt der Weg entlang des Berliner Mauerwegs, was zu zweierlei Gefühlen führt. Beklemmung wegen Mauer und zwischendurch der Mahnmale für die Toten an der Mauer, aber auch Dankbarkeit, dass diese Zeit vorbei ist und der Mauerweg jetzt ein Band durch die Stadt ist, das Radfahrer, Inlineskater und Spaziergänger genießen können.

Leider kommt es nicht zum Kaffee in Zehlendorf, da ich mir zehn Kilometer vor dem Ziel eine Glasscherbe einfange, die sogar meinen unkaputtbaren Schwalbe Marathon Plus-Mantel durchsticht. Mist. Natürlich kein Flickzeug dabei (was soll schon passieren), und der nächste Reparierer vier Kilometer entfernt. Also unterbreche ich meine Radtour mit einer Stunde Spazierengehen und einer halben Stunde Kaffeepause, während ich auf die Reparatur warte. Dann ist alles wieder gut und ich lasse mich von komoot weiter zu meinem nächsten Ziel leiten, und diesmal schaffen wir es sogar ohne Sackgassen zu Fähranlegern, wo wegen Winterpause nichts fährt.

Die Berliner Fahrradschau in Kreuzberg erwartet mich und viele andere. Freundlicherweise erinnerte mich Jochen an den Termin und so konnte ich ihn spontan in mein Ferienprogramm einplaen. Die Öffnungszeiten am Freitag von 18 bis 23 Uhr helfen dabei. Ich werde jetzt hier keinen Messebericht abgeben. Das können andere besser. Mir ist nur wieder klar geworden, warum ich die Radfahrwelt so gerne mag:

Sie ist so divers. So wie die Menschen auch: dicke und dünne, langsame und schnelle, bunte und einfarbige Räder, glänzende und unscheinbare. Manche Räder mag ich einfach, weil ich deren Einsatzgebiet mag, zum Beispiel erwecken diese bepackten Reiseräder ganz schlimmes Fernweh.



Links: 

5 Gedanke zu “Berlin und Berliner Fahrradschau ”
  1. Ein wunderbarer Absatz So gut, dass ich ihn hier noch mal zitiere. Klasse!

    „Mir ist nur wieder klar geworden, warum ich die Radfahrwelt so gerne mag: Rennrad mit Mustern auf dem Rahmen Fahrrad mit sehr großen Laufrädern Reiserad mit vielen Packtaschen
    Sie ist so divers. So wie die Menschen auch: dicke und dünne, langsame und schnelle, bunte und einfarbige Räder, glänzende und unscheinbare. Manche Räder mag ich einfach, weil ich deren Einsatzgebiet mag, zum Beispiel erwecken diese bepackten Reiseräder ganz schlimmes Fernweh.“

  2. Liebe Alexandra,
    wenn eine eine Reise tut, dann kann sie was erzählen! Ein toller Ausflug, der sehr gelungen scheint. (Ok der Platte war blöd, aber sind sie das nicht immer?) 😉
    Und danke für die Erinnerung an die Fahrradmesse – jetzt hab ich mir gleich den Termin der „Eurobike“ in Friedrichshafen rausgeschrieben. 😀

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