Okay, Lavendel habe ich noch keinen blühen gesehen, dafür ist die Luft über und über gefüllt mit anderen Düften, Jasmin vor allem. Dies und eine beiläufige Erwähnung der fast dreißig Grade Celsius unter blauem Himmel sollen an dieser Stelle genügen, um dem geneigten Publikum, die Szenerie verdeutlichen.

Mein selbstgewähltes Trainingslager schlaucht ganz schön – und macht unglaublich Spaß.

Bruder in Italien
Bruder in Italien

Tag zwei war ich mit dem Bruder unterwegs, der am selben Campingplatz und auch mit Rennrad Urlaub macht. Ich führe ihn auf meinem gestrigen Wege aus dem großen Ort und weg von der Uferstraße, hinein ins Hinterland. Ab da mach ich es mir leicht und reise hinter ihm her. Wir folgen dem Mincio gen Süden, geraten in Valleggio in einen Ausflügler-Auflauf. Dort gibt es nämlich einen Garten, der anno 2013 der schönste Italiens war und zwei Jahre später wohl immer noch sehenswert ist.
Weiter Richtung Volta Mantova. Unten am Mincio scheint es schön zu sein. Ganz viele italienische Autos parken dort. Ich habe das Gefühl,  einen geheimen Treffpunkt der Einheimischen gefunden zu haben, irgendwo im Hinterland, nachdem ihr schöner See fest in deutscher Hand ist.
Wir trudeln weiter durch die Hügellande. Der Bruder, deutlich fitter als ich, schraubt sein übliches Tempo herunter, damit ich mitkomme.
In Castiglione delle Stiviere teilen wir uns seine Banane und planen den Heimweg mit komoot. Die Bedienung der App sowie die Routenansage, die uns in Astore eine Strafrunde von zwanzig Minuten sowie eine Schotterpiste beschert, veranlassen den Bruder, auf diesem Wege allen zu sagen, dass auf komoot kein Verlass ist. Richtig so, Bruder?
Jedenfalls hat uns das so viel Zeit gekostet, dass wir von Pozzolengo direkt ohne Umwege zum heimatlichen Wohncontainer radeln und dort direkt in den See springen.
Das waren gut fünfundsiebzig Kilometer mit fast vierhundert Höhenmetern. Ich bin zufrieden und kann den Rest des Tages wieder rumlümmeln.

Tag drei des Trainingslagers besteht aus ein wenig Tischtennis spielen, noch weniger Paddeln und einem winzigem Ausritt am Abend. Nachdem ich die Anhöhe von Colá überlebt habe, entdecke ich kleine Sträßelchen durch die Weinberge, die große Ähnlichkeit mit Radwegen bei uns daheim haben. Das muss ich unbedingt dem Mann zeigen, der von einer Tour auf der Uferstraße bis Sirmione noch schwer traumatisiert ist.

20150602_110339Tag vier sollte mich eigentlich nach Verona bringen. Doch der Mann will mit und so können wir den Sohn nicht so lange allein lassen. Der Bruder kommt auch mit. Er hat seinen Berg gestern bezwungen (den Namen muss ich mir auf absehbare Zeit nicht merken) und hat heute Muße für eine Erholungsfahrt.
Ich führe die Herren durch die gestern gefundenen Weglein bis zur ersten Steigung, an der ich die Führung ganz schnell abgebe. Überhaupt gebe ich an jeder Steigung ganz viel ab: Tonnen von CO2 mit der Puste, Geschwindigkeit und Schnauftöne. Aber ich schaffe diese blöden Hügel alle. Das war nicht immer so.
Der Mann mit seinem Mountainbike kurbelt im letzten Gang locker-flockig neben mir her und gibt mir den guten Rat, doch mal runter zu schalten. Witzbold. Ich bin schon lange im kleinsten Gang. Hab halt nichts kleineres im Angebot.
Bis Bussolengo geht es immer auf und ab. Unten am Fiume Adige besteht der Mann auf eine Kaffeepause und wir beobachten Rudel von Rennradfahrern, die hier unterwegs sind. Der Heimweg führt uns die Etsch hoch und tatsächlich über einen echten ausgewiesenen Radweg. Einmal noch über den Hügel und dann im wesentlichen nur noch bergab zum See.
Diese fünfunddreißig Kilometer waren richtig anstrengend und ich bin froh, lebendig angekommen zu sein.

4 Gedanke zu “Lavendel, Oleander, Jasmin …”
  1. Witzig, was du alles abgibst am Berg :-))))
    Es ist doch echt cool wenn man mit der ganzen Familie zusammen unterwegs ist 🙂
    Liebe Grüße
    Helge

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