Dank meiner hochgeschätzten Dreißigstundenwoche kann ich es mir heute leisten, schon um drei zusammenzupacken. Ich bin mit dem Rennradl in der Arbeit und habe mir etwas besonderes vorgenommen. Eine Tour in den Südosten, in die Gegend von Glonn. Genauer nach Pups. Der Bruder hat neulich so geschwärmt: „Die Gegend um Pups ist sensationell zum Radeln.“ Nun gibt es in der Gegend um Pups viele Orte die größer sind und es verdient hätten, dass „die Gegend“ nach ihnen benannt wird, Unterlaus zum Beispiel, aber nur wenige davon sind so originell und  passen so schön in die Sammlung lustiger Ortsnamen. Auch deshalb wollte ich da hin. Und weil ich mal testen wollte, ob es denn schon besser mit den Bergen und mir geworden ist und ob ich eine Chance hätte, nächsten Sonntag die Rosenheim-Rundfahrt zu überleben (106 km mit über 800 hm, weil für die 60 km-Runde stehe ich nicht um sechs Uhr auf). Und überhaupt wollte ich mich dieser Herausforderung stellen. Heute 60 km mit 450 hm hört sich jetzt ja nicht sooo schrecklich an. Den ganzen Tag über schütte ich Wasser in mich hinein, renne in der Folge dauernd zum Klo, nur dass mein Vorhaben nicht an Austrocknung scheitert.

Idylle
Idylle

Die Tour beginnt wie so oft bei mir mit Verfahren. Es ist eigentlich egal, wie oft ich auf eine Karte schaue und wie genau ich mir die entscheidende Abzweigung merken will, ich verpasse sie eh. Also ein kleiner Schlenker bis hinter Zorneding bringt mich dann doch Richtung Süden nach Buch. Und auf die Straße nach Moosach mit der geilen Abfahrt (Entschuldigung wegen der Wortwahl, aber die ist echt geil). Mir kommt es bekannt vor. Hier war ich schon im letzten Oktober auf meiner ersten 100K-Tour mit dem Bruder. Trotzdem weiß ich nicht mehr weiter und muss die Ortstafel zu Rate ziehen. Um meinen Orientierungssinn zu üben, verbiete ich mir Google Maps und Komoot und überhaupt das Handy. Ich habe einen DIN A4-Ausdruck der geplanten Route dabei und vergleiche den mit dem Ortsplan und dem Kompass auf meiner Garmin. Ich entscheide mich für einen Weg, was ich aber hinter der nächsten Ecke auch sofort wieder bereue, denn es geht quasi senkrecht bergan. Auch hier war ich schon mal, vor vielen Jahren mit meinem Treckingrad. Damals habe ich geschoben. Diesmal muss ich treten. Weil ich ein Rennrad habe, und weil ich es kann. Noch. Nur gut, dass ich den Pulsmessergurt in der Arbeit habe liegen lassen. Der wäre glatt explodiert.

Dann geht es wieder ein bisschen bergab und moderat bergauf und wieder ein bisschen bergab, so dass ich mich in Sicherheit wähne. Den nächsten Aufstieg bei Wildenholzen habe ich auch schon einmal geschoben. Jetzt kann ich den auch fahren und liege damit momentan auf Platz 42 von 50 im entsprechenden Segment auf Strava (bei Garmin bin ich 15 von 15). Aber oben am Berg geht es mir schlecht. Die Sonne sticht, es ist schwül geworden, mein Kopf dröhnt und der Puls geht nicht mehr gescheit runter. Außerdem umschwirren mich lauter kleine Käfer, die auf meine gelbe Weste stehen. Das ist obernervig und vermiest jedes Päuschen.

Vaterstetten - Unterlaus
Vaterstetten – Unterlaus

Ich fahre trotzdem weiter gen Süden, weil ich will ja nach Pups. Beinahe verpasse ich den Abzweig nach Piusheim, was wirklich schade gewesen wäre, denn hier muss es sein, was den Bruder so in Entzücken versetzt hat. Kleine Sträßchen durch malerische Weiler, die Berge wie eine Fototapete, mit einer Dorfkirche davor. Pferd und ein Esel im Vordergrund. Das ist wirklich zu kitschig, um wahr zu sein.

Trotz des erhebenden Ausblicks fällt mir die Fahrt zunehmend schwer. Ich schleppe mich weiter und es geht nur bergauf. Zwischendurch schicke ich dem Mann Selfies, damit er mit Mitleid und Ansporn antworten kann. Tut er auch, aber es reicht nicht. Die Reifen kleben an der Straße. Mit der nächsten Nachricht bietet der Mann mir an, mich einzusammeln. Er ist in der Nähe mit dem Auto unterwegs. Ich nehme an, sende meinen Standort und fahre trotzdem weiter, weil ich will ja nach Pups. Dort endlich angekommen, mache ich das Foto, trinke die Flasche leer und schicke eine Nachricht, dass ich es schon heim schaffe. Es sind ja nur noch dreißig Kilometer und tendenziell geht es bergab nach München. Leider befinde ich mich zum Glück in einem Funkloch. So erreicht meine übermütige Nachricht den Mann erstmal nicht. Es geht hinab nach Unterlaus und dort hinaus Richtung Großhelfendorf. Direkt nach der Ortsausfahrt trifft mich der Schlag: So ein steiler Anstieg. Ich steige ab und schiebe. Ist mir egal.

Halb oben habe ich wieder Empfang und rufe den Mann an: Hol mich bitte ab, ich kann nicht mehr. Ich drehe um, rolle wieder ins Tal, stelle mich am Dorfkreisverkehr unübersehbar auf und warte auf die Mitfahrgelegenheit. Und hadere. So eine Enttäuschung. Ich hab echt gedacht, ich pack das. Am Abend melde ich dem Bruder, dass ich in Pups war. Seine Antwort: „Was hast du denn da gemacht? Ist doch ganz schön hügelig.“ Hätte er ja mal vorher sagen können, dass das nix für mich ist.
Morgen fahre ich wieder im bekannten Terrain, mit eine paar Erhebungen zum Üben und dann irgendwann greife ich diese Berge nochmal an und dann mit Erfolg!

 

4 Gedanke zu “Und das alles für Pups”
  1. Sieh es mal so: vor einiger Zeit hättest du schon den ersten Berg hochgeschoben. Jetzt kommst du viele Berge weiter. Jetzt stell dir mal vor wie weit du in einiger Zeit kommst 🙂
    Du wirst diese Strecke aber sowas von rocken !
    Liebe Grüße
    Helge

  2. Liebe Andra,
    nicht ärgern! Du hast dich doch super durchgekämpft.
    Dass der letzte Hügel dann einfach zuviel war, liegt sicher auch daran, dass du nicht auf solche Steigungen eingestellt warst…
    Also aufstehen, Krone richten und das nächste Mal mental besser gewappnet, die Strecke wuppen! 🙂

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