Freier Abend, der Sohn übernachtet heute woanders. Mein Mann und ich wollen ins Kino, vorher will er aber noch laufen gehen. Als ich vom Sohnwegbringen und Einkaufen komme, ist noch Zeit. Ich mach’s mir also auf dem Sofa gemütlich mit Tee und Cantuccini und will ein bisschen zappen. Da komm ich aber nicht weit, denn auf dem Ersten läuft die Übertragung des WM-Sprints beim Hamburg Triathlon. Schwimmen ist grad um und die Herren sind wohl eben erst auf’s Rad gestiegen. Hammer, denk ich immer wieder. Wie schnell die sind, wie gut die Kurven fahren. Und dann das Laufen. Ist auch schnell um, weil die wirklich noch was in den Beinen haben und daher hüpfen wie die Gazellen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir sowas mal im TV anschaue, aber das war wirklich spannend. Vielleicht schaffe ich es sogar morgen die Mixed-Staffel anzuschauen.
Auf einmal steht mein Mann im Zimmer, unverschwitzt und unzufrieden. Er hat den Hintern noch nicht hochgekriegt und mault jetzt rum.
Ich schimpfe und scheuch ihn in die Klamotten und biete an, ihn auf dem Rad zu begleiten. Wider Erwarten findet er die Idee gut und macht sich auf. Ich trödel noch rum, weil ich bin ja eh schneller. Das rächt sich, denn es dauert an die vier Kilometer, bis ich ihn endlich einhole.
Ich gebe also das Begleitfahrzeug, reiche Wasser, motiviere, lese Mails, und mache Fotos und Videos für die spätere Analyse, hampel auf dem Rad herum. Und ich schau mir an, wo er sich so rumtreibt, wenn er behauptet, er geht laufen. Einen schönen Weg hat er sich zusammengebastelt. Zum allergrößten Teil im Grünen und sogar mit einem Dorf mit Dorfgeruch.
Im Ostpark verlieren wir uns. In diesem manieriert verschnörkelten Wege-Layout bin ich einmal falsch abgebogen und das war’s dann erstmal. Ich habe mich strategisch an einem Parkausgang platziert und tatsächlich, da war er wieder.
Auf den letzten Kilometern geben wir nochmal alles. Ich feuer ihn an, was das Zeug hält. Mit Sprüchen, die ich heute bei der Triathlon-Reportage gehört habe. Er holt dann tatsächlich noch was aus seinen Beinen. Nur das Lachen geht nicht mehr gut. Am Ende stehen 1:48 auf der Uhr. Eine gute Zeit für einen Halbmarathon, wenn man ihn läuft. Für meine Radstatistik hat mir das allerdings keinen Blumenpott eingebracht.
Dafür haben wir zwanzig Euro gespart, Luft und Bewegung gratis abgekriegt. Und der Film läuft ja eh bald im Fernsehen.