Mit heute beginnt die Kilometerzählung für das neue Jahr. Es gilt die 2.800 km von 2014 zu überbieten. Eigentlich sollte es schon letztes Wochenende losgehen, aber da hatte mein Trekkingrad doch tatsächlich einen Platten.
Gestern abend habe ich es dann endlich wieder flott gemacht und mir vorgenommen, heute auf jeden Fall zur Arbeit zu fahren. Die Wettervorhersager waren sich nicht ganz einig, aber so richtig fies sollte es nicht werden, sagen sie.
Ich kontempliere also noch ein wenig, was ich wohl anziehen soll. Im Herbst hatte ich eine warme lange Vaude-Radlhose erstanden (nettes Schnäppsche). Und dann T-Shirt, Fleece und Anorak. Auf dem Kopf nur der Helm, und zur Sicherheit noch ein Buff-Tuch in der Tasche.
Auf den Rad- und Gehwegen liegt etwas frischer Schnee, alter Schnee, getauter und zu Eis gefrorener Schnee und Streusplitt. Langsam taste ich mich an das Fahrgefühl heran. Von tiefstem Herzen ein ängstlicher Mensch, sehe ich mich natürlich schon am Boden liegen. Es geht aber dann ganz erstaunlich gut. Ein freundlicher Westwind schiebt mich auch immer wieder ein Stückchen an.
Viele Radler sind nicht unterwegs. Und die, die ich sehe, lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Die Harten und die Alten. Die Harten sind gut ausgerüstet, denn sie fahren den ganzen Winter durch: Neonjacke und funktionelle Kleidung, teures Rad. Die Alten sind alt. Fünfundsiebzig und mehr, würde ich schätzen. Sie fahren auf einem gleichaltrigem Rad so langsam, dass noch langsamer Stehen wäre. Unterschütterlich. Mit Filzhut beziehungsweise Kopftuch. Wahrscheinlich sind sie so noch mobiler als zu Fuß. Ich versuche mir vorzustellen, wie ich in dreißig Jahren unterwegs bin. Es gelingt mir nicht.
Ist auch egal. Jetzt muss ich mir erstmal vorstellen, wie ich heute abend heim komme, gegen den Wind und mit ordentlich Neuschnee, denn ungefähr drei Minuten nachdem ich das Büro erreicht habe, bricht der Blizzard los. Wer hat den eigentlich bestellt?