Eigene Spendenaktion starten bei Aktion Deutschland Hilfe

Kantinengespräch über AfD und Flüchtlinge und die Stimmung im Land, und dass wir nicht verstehen, warum das wohlhabende Europa und das reiche Bayern insbesondere sich so sperren gegen das Helfen. Den einen Kollegen nimmt es besonders mit, es ist ihm peinlich, wie wir (Europa/Deutschland/Bayern) da stehen in der Weltöffentlichkeit mit unseren geschlossenen Grenzen und überhaupt. Und was man tun könnte, außer Geld spenden und die richtige Partei wählen. Außer ehrenamtlicher Hilfe in einem Flüchtlingsheim fällt mir auch nicht viel ein. Also frag ich Google und stoße prompt auf die Seite der Aktion Deutschland hilft, einem Zusammenschluss so ziemlich aller großen deutschen Hilfsorganisationen. Die bieten an, eine eigene Spendenaktion zu starten, anlässlich eines Geburtstags, einer Hochzeit, eines Marathons oder einer Radtour. Oha, denke ich, interessant. Das mach ich. Ich eröffne eine eigene Spendenaktion anlässlich meiner Radtour demnächst. Super Idee.Aber dann kommen mir Zweifel: Eigentlich ist diese Radtour ein Egotrip. Für mich, und weil ich das will. Darf ich sie jetzt einfach umwidmen? Und ist es moralisch vertretbar, Spenden zu erbitten, für etwas, was mit dem Spendenzweck gar nichts zu tun hat. Noch nicht mal im weiteren Sinne. Wenn ich einbeinig eine große Radtour zugunsten der Hilfsorganisation der Einbeinigen machen würde, dann wäre das was anderes. Aber ich bin kein Flüchtling (im eigentlichen Sinne), Flüchtlinge fahren in der Regel nicht mit dem Rad an deutschen Flüssen entlang, und schon gar nicht materiell gut ausgestattet und aus Spaß an der Freude. Also wo ist der Bezug?
Bei einer Hochzeit oder so ist es was anderes: Da sind Geschenke zu erwarten, die umgelenkt werden können. Aber niemand hätte bisher daran gedacht, irgendwohin Geld zu spenden, nur weil ich in meinem Urlaub Rad fahre. Auch wenn ich versprechen würde, den geplanten Betrag entweder aufzustocken oder jeden Kilometer, den ich mir vorgenommen aber nicht geschafft habe, in Euro aufzurechnen. Das kann ich ja auch so machen. Oder ist es einfach alles egal und es zählt, was letztendlich auf dem Konto der Spendenorganisation landet? Habt Ihr eine Meinung? Bitte teilt sie!

 

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Aktion Deutschland hilft

10 Gedanke zu “Gewissensfrage”
  1. Vielleicht ist es das beste, du fährst am Anfang erst einmal für dich deine geplante Tour. Da du alleine radelst, bist du komplett für dich allein und kannst deine eigenen Vorstellungen intensiv überdenken. Wenn du dann zum Schluss der Meinung bist, dass eine Spendenfahrt das ist, was du möchtest, dann plane die nächste Tour nicht als „Egotrip“, sondern deklarier sie offiziell als Spendentour. Die Idee finde ich übrigens klasse.

    Liebe Grüße

    1. Liebe Helga, zunächst herzlich willkommen hier. Schön, dass du meinem Blog folgst. Und dann vielen Dank für Deine Meinung. Sie kommt meinem Bauchgefühl ganz schön nah. Ist auch eine gute Idee, gleich schon einen Grund für die nächste Tour zu haben (falls ich nach dieser überhaupt noch Lust auf eine nächste habe :-). Viele Grüße Alexandra

  2. Liebe Andra,
    wenn du deine Fahrt gerne als Spendenfahrt umwidmen willst, sehe ich kein Problem wegen eines fehlenden Bezuges. Wieviele Läufer sammeln Spendengelder für Kinderhilfsorganisationen oder sonstige soziale Einrichtungen? Wenn du ein Motto brauchst nimm doch sowas wie: „Grenzenlos radeln“.
    Aber wenn du die Fahrt als dein ganz persönliches Ereignis durchziehen willst, dann tu das. Ich finde solche „Egotrips“, wie du es nennst, extrem wichtig! Sonst wäre es ewig schade um das tolle Projekt.:)
    Und helfen kannst du, wenn du wieder im Alltag bist. Oder davor. Oder beides. 😉

    1. Liebe Regenfrau. Auch dir dank für die Einschätzung. Und für die Stärkung des moralischen Rückens. Ich finde es ganz schön schwer, mich einem Egotrip einfach so hinzugeben. Es fühlt sich ein bisschen egoistisch an (wen wunderts?). Ich bin ganz kurz vor einer Entscheidung. Mehr später auf diesen Seiten.
      Viele Grüße, Andra

  3. Wenn Du »einbeinig eine große Radtour zugunsten der Hilfsorganisation der Einbeinigen machen« würdest, müssten wir hier nicht diskutieren. Wie Du aber selbst schreibst: Privatvergnügen ist Privatvergnügen, das kann man für gute Zwecke passend machen, aber wäre es nicht viel befriedigender (für Dich), still und heimlich ehrenamtlich in einem Flüchtlingsheim zu helfen und Dein Privatvergnügen »Vergnügen« sein zu lassen, also den Kopf in dieser Zeit frei zu halten bzw. in die Radschuhe zu stecken?
    Es ist sicher reizvoll, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, aber wie bei allen Mischungen gilt auch hier: meist kommt am Ende Brei raus, dem man weder das Angenehme noch das Nützliche mehr ansieht.
    Radel doch einfach los, zweckfrei, mit freiem Kopf – und Du bekommst unterwegs Impulse genug. Denn das schönste am Alleine-Radeln ist, dass Du stundenlang, tagelang alleine bist und denken kannst, was Du willst. Dir fällt dann schon was ein, was Du nach der Rückkehr tun kannst … 😉

    1. Hallo Jochen, das ist in etwa das, was der Engel auf der einen Schulter sagt, und was mich überhaupt in diese Moralbredoullie gebracht hat. Der Engel auf der anderen Schulter denkt sich, mach halt einfach, ist doch egal, warum, Hauptsache, dass überhaupt. Das Thema ist noch nicht ausgestanden.

      Eigentlich wollte ich noch fragen, ob du mich ein Stückchen begleiten willst, aber dann habe ich deinen letzten Blogeintrag gelesen, und werde deshalb davon Abstand nehmen.

  4. Ich erinnere mich an die Aktionen der Hungermärsche. Man marschierte mit und vorher sammelte man Zusagen von Familie, Freunden, Kollegen… für jeden gelaufenen Kilometer gab einer 50cent, der andere 1Euro etc. Und das summierte sich dann und kam der Welthungerhilfe oder sowas zugute.

    1. Aber da war von vorneherein klar, dass man gegen den Hunger marschiert. Und nur deswegen da überhaupt mitgeht, oder?

      1. Ja, dann stell doch einfach deine Radltour unter ein ähnliches Motto. Wenn du das offen kommunizierst, ist es doch kein Problem und niemand MUSS spenden, aber man kann ja. Und wenns 5cent pro Kilometer von zwei Leuten sind. So what…

        1. Danke, Ilona. So what… Vielleicht ist es ja wirklich so einfach und ich mach mir das Leben nur wieder unnötig schwer. 🙂

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