Von Bremerhaven nach Hamburg-Sieversen

Heute ging es durch den Wald.  Schon wieder unerwartet.  Ich stelle mir ja immer vor,  wie der Weg vor mir sein wird,  und Wald kam da nicht vor.  Das zeigt wieder deutlich,  wie wenig ich Deutschland eigentlich kenne.  Ich reise gerne und gerne auch in andere Länder,  aber inzwischen finde ich immer mehr Gefallen an Urlaub in Deutschland.  Spießig?

Der Tag in Bremerhaven fängt mit einem grandiosen Frühstück an. Ich hatte mir ja zur Feier des Tourziels ein hübsches Hotel geleistet, Zimmer im achten Stock mit Blick aufs Wasser.  Das Frühstück war auch unglaublich.  Gut,  dass ich zur Zeit eine gute Ausrede habe, ordentlich zu frühstücken: Ei, Fisch,  gegrillte Tomaten, Bierchermüsli.  Nur den Butter-Automaten habe ich leider nicht als solchen erkannt.

Weil ich gestern Abend schon eine recht rote Birne hatte,  auch ohne direkte Sonneneinstrahlung,  schmiere ich mich ordentlich ein. Es soll ja heute noch schön werden.  Momentan ist allerdings noch Nebel.  Der Nebel verdichtet sich bald zu Nebelniesel und wäscht mir die Sonnencreme in die Augen.  Das brennt ganz ordentlich und treibt mir Tränen die Augen.  Ich sehe wenig,  kombiniert mit dem feinen Tropfenmuster auf der Brille,  bin ich eine Gefahr für mich und den Straßenverkehr.  Die Nivea Sonne auf meinen Beinen sammelt inzwischen die Botanik der Straße.  Ich lass das Zeug dran,  weil ich hoffe,  dass es trocknet und sich dann einfach abwedeln lässt.  Ist aber nicht so und deshalb fahre ich den ganzen Tag mit gepunkteten Beinen.


Das ist aber auch nicht weiter schlimm,  denn es ist wieder ein einsamer Tag.  Wenig Besiedelung und auch so komisch zersiedelt. Hier gibt es nicht Dorf-Land-Dorf.  Hier ist es mehr so Haus rechts – Wald – Haus links.  Schwer auszumachen, wo ein Ort anfängt und der nächste aufhört.  Und einen Zentralplatz,  wo man den Maibaum aufstellen könnte,  gibt es auch nicht so oft.  Wahrscheinlich gibt es deswegen auch keine Maibäume .

Eine neue Erkenntnis habe ich auch: Hier wird ein Unterschied gemacht,  zwischen „Radweg“ und „Weg neben der Straße für Radfahrer“ .  Einmal frag ich nach dem Weg, und der Herr weist ihn mir,  betont aber,  dass das an der Straße lang geht und kein Radweg ist.  Ich sehe das anders,  ist ein astreiner Radweg.  Auf die sogenannten Radwege bin ich auch schon oft genug reingefallen. Vor Buxtehude, zum Beispiel.  Ich stehe vor der Wahl: Entweder an der fetten Bundesstraße weiter oder dem Radwegschild folgen. Entfernung ungefähr gleich.  Der Radweg aber entpuppt sich als mittelschwerer MTB-Trail durch den Wald mit Auf- und Abstiegen, Matschpisten und Steinhindernissen.  Sowas erwarte ich nicht von einem als Radalternative ausgewiesenen Weg und brauche ich auch nicht,  nicht mit meinem Rad und nicht nach achtzig Kilometern. Ähnliches habe ich aber öfters erlebt.  Radweg  ist gleich Off-road. Anderes Verständnis.

Mein Weg führt mich heute bis südlich von Hamburg.  Ich bin mit einem ehemaligen Klassenkameraden verabredet, den es nach Hamburg verschlagen hat.  Wir bummeln durch Buxtehude und schlemmen anschließend bei seinem Lieblingsinder.  Jogi in Buxtehude kann ich empfehlen.  Ich schaue raus,  es ist noch hell, und ich staune.  Hier wird es tatsächlich erst gut nach zehn richtig dunkel.  Ich bin im Norden,  die Mitternachtssonne ist nicht mehr weit. Faszinierend.  Trotzdem fahre ich morgen wieder gen Süden.    

Daten des Tages #15
Strecke 104 km
Zeit 6:00 h
Ø 17,4 km/h
Höhenmeter ↑ 507 m, ↓ 443 m
Track Strava
Flüsse Oste und Este
Knüller des Tages Indisch Essen in Buxtehude mit einem ehemaligen Klassenkameraden
2 Gedanke zu “Im Wald”
  1. Liebe Alexandra,
    beinahe hätte ich jetzt geschrieben: Andere Länder, andere Sitten! aber du bist ja noch im gleichen Land! 😀
    Den Unterschied Radweg, Nicht-Radweg-weil-neben-der-Straße-verlaufend, kannte ich auch noch nicht – Reisen bildet eben doch! 😀

    1. Niedersachsen ist eindeutig ein anderes Land, insofern passt der Spruch. Reisen bildet du sehr. Es gibt soviel, was ich gelernt habe und mitteilen möchte. Wahrscheinlich uberarbeite ich einige Blogposts noch redaktionell und erweitere, wenn ich wieder daheim bin.

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