Erde hat sich zwischen Reifenmantel und Felge gedrückt
Natur, wo sie nicht hingehört

Fünf Jahre aufgezeichnetes Radfahren. Siebzehntausend Kilometer alles in allem, fast eintausend Stunden auf dem City-, Reise-, Berg- und Rennrad. Und jetzt bin ich zum ersten Mal gestürzt. Und um es gleich zu sagen: Nein, nicht viel passiert. Aber genug, um darüber zu schreiben.
Auf einer schönen Sprintstrecke mit dem Rennrad, ich bin mit über dreißig Stundenkilometer unterwegs. Kurz vor einer Kurve. Die ist notorisch mit Erde verschmutzt  und nicht sehr einsichtig. Kenn ich schon. Also langsamer. Da wackelt mein Vorderrad und schwimmt. Platt. Und schon rutsche ich auch schon aus und liege auf dem Boden. Erstmal bleibt mir die Luft weg und ich japse und wimmere. Das Garmin Edge 100 wimmert mit und piepst. Ich setze mich auf und da klingelt auch schon mein Telefon.

Email-Nachricht, die über einen Radunfall informiert.
Garmin informiert auf allen Kanälen

Das Garmin weiß nämlich, dass der Mann mein Notfallkontakt ist und hat ihn sofort per SMS und E-Mail über mein „Radfahrereignis“ informiert. Der Mann ist jedoch zu weit weg und kann nicht helfen. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass dieser Service funktioniert. Könnt ja mal was außerhalb der Zivilisation sein. Derweil ist ein weiterer Radler angekommen, hat angehalten und will mir helfen. Ich versichere ihm, dass es mir „gut“ geht, dass meine Lunge funktioniert, nichts gebrochen ist, und ich vermutlich nicht gleich zusammenklappe. Alles entspricht der Wahrheit. Er ist beruhigt und fährt weiter.

Ich schiebe das Rad die paar hundert Meter zur nächsten S-Bahnstation, aber weil mein Unterarm immer weiter anschwillt und weh tut und die Rippen auch, und ich langsam weinerlich werde, rufe ich mir ein Taxi. Handy war ja noch heil. Daheim versorge ich mich erstmal mit Eispacks und Quarkwickeln auf mir, Arnika-Globuli in mir und einem Sofa unter mir. Und warte ab.

Rennrad-Lenker wird von Knöterich mit Blattläusen umrankt.
Dem Rad geht es gut: Nur der platte Vorderreifen und seit gestern Abend auch noch Blattläuse am Lenker

Insgesamt habe ich nochmal richtig Glück gehabt: Rad ist noch heile (quasi), die linke Körperseite fühlt sich nach Bluterguss an, aber man sieht nichts, ein paar Abschürfungen an Arm, Schulter und Handballen. Brille etwas verbogen und Beule am Kopf. Meine gelbe Lieblingsjacke ist leider ein Totalschaden (schnüff), die Gore Bikewear-Hose konnte mehr ab.

Was mir stinkt: Für unser Stadtradel-Team hatte ich mir dieses Jahr viel vorgenommen. Das wird jetzt wohl nichts mehr mit einem vorderen Platz. Grmpf.

 

12 Gedanke zu “Mein erstes Mal”
  1. Oh je, oh je, ohje … *haare rauf* … Gute Besserung!

    Dein erstes Mal und hoffentlich gleichzeitig dein letztes Mal.

    Stadtradeln, ja, ärgerlich, wenn man so weit vorne liegt … noch ärgerlicher, wenn man ganz vorne liegt, weil man das meiste alleine gemacht hat und das Team nicht mit zieht, sich aber trotzdem wie Bolle freut, dass man ganz vorne liegt … hmpfff …

    1. Hallo Irina, das letzte Mal war es sicher nicht, und wie gesagt, auch das erste Mal war jetzt nicht sooo schlimm. Der Schreck war größer als der Schaden. Wegen Stadtradeln: das hört sich an, als würdest du aus Erfahrung reden 😉 In meinem Team bin ich eher im Mittelfeld, ich habe so echte Radelkollegen, die locker mal dreivierhundert Kilometer in der Woche wegdrücken. Naja, ist ja für einen guten Zweck.

  2. Liebe Andra,
    alles Gute und — soweit von Nöten — gute Besserung!

    Wenn es Dein erster Sturz war, habe ich mich allem Anschein nach in den vergangenen Jahren in die Bresche geworfen. Diesmal war ich wohl verhindert. Sorry!

    Und wenn’s ganz blöd läuft, dann werden’s gar keine Kilometer mehr fürs Stadtradeln mit dem Rad, Stichwort: FFH-Richtlinie …

    Nix für Ungut, viele liebe Grüße
    Stephan

    1. Hallo Stephan, soweit ich das richtig verstanden habe, sag ich mal danke, dass du karmamäßig eingesprungen bist. Von der Titaneinlage habe ich ja schon gehört. Nur den Zusammenhang mit der FFH-Richtlinie verstehe ich nicht. Kannst du explizieren? Dank und Gruß, Andra

      1. Oh, entschuldige bitte; da war die Gier nach der Pointe stärker als die Sorgfalt bei der Hinführung:

        Nachdem Dein Lenker nicht nur bewachsen (Flora), sondern wohl auch besiedelt (Fauna) ist, kommt unter Umständen die „Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen“ (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie oder kurz: FFH-Richtlinie) zum Zuge.

        Ansonsten möchte ich FFH zu Deinen Gunsten auslegen als „flotte, follständige Heilung“. Alles Gute!
        Stephan

        PS: „Karmamäßig“ gefällt mir! Ansonsten wohl eher einge“stürzt“ als eingesprungen …

        1. Aaah, jetzt kann ich wieder folgen. War ich doch schon auf der richtigen Wikepedia-Seite, nur der Zusammenhang erschloss sich mir nicht. Aber jetzt simma wieder beinand und die Pointe erschließt sich mir. 🙂

  3. Oweh – nicht schön, aber nun hast Du hinter »Sturz« auch ein Häkchen gesetzt, und gut ists – nur das mit den Blattläusen am Lenker, das tät‘ mir jetzt richtig Sorgen machen … 😉

    1. Nein, nicht schön, und auf dieses Häkchen hätte ich auch verzichten können, aber so it goes. Die Blattläuse stell ich dann morgen mal zur Rede.

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