Gemütliches Frühstück im Autohof

Seit Freitag Abend hänge ich gespannt am Internet, um kleinen blauen Fähnchen zuzusehen, wie sie sich langsam auf einer Landkarte von Frankfurt/Main nach Berlin bewegen. Dahinter stecken etwas 70 Radfahrer und – fahrerinnen, die mit dieser Fahrt dem Flug der Rosinenbomber während der Luftbrücke huldigen. Die Fahrt nennt sich Candy B. Graveller und beginnt beim Luftbrückendenkmal in Frankfurt und endet bei seinem Pendant am Tempelhofer Feld.

Candy B. Graveller 2017. Luftbrücke nachempfunden im Track

Und dazwischen liegen 660 Kilometer Herausforderung, denn wie der Flugkorridor ist die Streckenführung auch eher geradlinig. Ohne Rücksicht auf Berge und ohne Berücksichtigung eventuell einfacher zu fahrenden Umwege, wie mir manchmal scheint. Die meisten Fahrer haben einen Chip implantiert, der sie auf einer Landkarte immer sichtbar macht. Namentlich verfolge ich Jochen , den ich schon aus dem RL kenne, bevor wir zu Bloggern wurden. Und Joas, den Kettenpeitscher, dessen Blog ich gerne lese, und der eine oder andere Name kam mir auch sonst noch bekannt vor.

Checkpoint Nr. 8 (?) #cbg17

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Als ob das Radfahren nicht schon anstrengend genug wäre, jetzt müssen sie auch noch Bolzen. Männer!

Seit Freitag hänge ich also vor der Tracking-Seite, Twitter,  Facebook,  und Instagram und bekomme Eindrucksschnipsel vermittelt. Den Rest denke ich mir. Ich freue mich an der Liebe, mit der einige ihre Räder präparieren und präsentieren, wie sie sich vorbereiten oder auch nicht. Im Live Tracker, sehe ich zum Beispiel, dass die meisten, die erste Nacht durchfahren. Oder dass es Allein- und Rudelfahrer gibt, dass Tankstellen gerne als Stop dienen, dass es schnelle und sehr schnelle gibt. Der erste Teilnehmer erreicht übrigens Berlin nach 34 Stunden. Und das sind nicht 34 Stunden mit Garmin-Autopause, sondern alles zusammen seit Start und ohne Schlaf. Respekt.

Manchmal wundere ich mich über mich selbst. Andere tun das übrigens schon länger. Warum verfolge ich stundenlang, ja tagelang Menschen bei ihrem Tun? Weil es mich interessiert. Einfache Antwort. Zu simpel? Ich bin fasziniert vom Vorhaben an sich und der Durchführung im Speziellen. Neidisch auch. Nicht konkret jetzt hier, das ist zwei bis zwölf Nummern zu groß für mich, sondern eher auf die Erfahrung so etwas durchgestanden bzw. geschafft zu haben.

Wenn die Figur dem Menschen nicht mehr hinterherläuft

Ähnliches motiviert mich auch jedes Jahr  zweimal mir einen kompletten Ironman anzusehen, Roth und Kona. Jan Frodeno und die Pros sieht man mit Live-Übertragung. Die Age Grouper bleiben nur Fähnchen oder Figürchen auf der Tracking-Website. So wie letztes Jahr Helge in Roth. Und was habe ich mir Sorgen gemacht, als sich ihr Figürchen nicht mehr von der letzten Versorgungsstation weg bewegte. Dabei war nur die Website hängen geblieben. So habe ich Ihren Zieleinlauf leider verpasst. Ein Refresh hätte Wunder gewirkt.

Das ist Stalking. Das warf mir mal jemand vor.  Nein, sage ich. Das ist Konsumieren von freiwillig bereitgestellten Informationen. Zumal, wenn es sich um BloggerInnen handelt, die vorher, während und hinterher gerne über den Event schreiben, und sich über LeserInnen freuen. Ist es auch Stalking, wenn ich mir die Live-Übertragung im Fernsehen  oder im Live-Stream ansehe? Nein, das ist Begeisterung eines Fans. Ich glaube auch, dass viele es auch einfach nicht verstehen, wenn man sich eine Sportveranstaltung ansieht, die acht Stunden und länger dauert. Und dafür auch noch den Wecker stellt.

Wie dem auch sei. Jetzt gratuliere ich erst einmal allen, die gestern und heute in Berlin angekommen sind oder bald dort angekommen sein werden. Das war heldenhaft! Und verrückt. Und ich freue mich für Euch und ich freue mich auf die Berichte in den diversen Blogs, wenn Ihr Euch erholt habt. Hut ab!

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7 Gedanke zu “Following”
  1. Danke fürs „Stalken“! Es ist wirklich ein sehr gutes Gefühl, wenn man weiß, das da viele Leute zu Hause vor den Rechnern sitzen und mitfiebern! Das motiviert zusätzlich. 🙂
    Schönen Gruß
    Harald

    1. Hallo Harald, aber sehr gerne und herzlichen Glückwunsch nochmal! Viele Grüße, Alexandra

  2. Liebe Alexandra,
    nein, das ist nicht Stalken, du sagst es ja schon, die Leute stellen die Informationen ja bereit.
    Lustig, das Helge Figürchen sieht ja fast aus wie ich 😆
    Ich verfolge auch gerne die „Wettkämpfe“ der anderen. Ich finde das absolut legitim. Besonders wenn man mit den anderen mitfiebert und mithofft.
    Die Jungs und Mädels, die von Frankfurt nach Berlin gefahren sind, bewundere ich einfach nur. 660 Km ist ne ganze Menge. Und da stehen auch ein paar Bergchen auf dem Weg.
    Super Sache sowas.
    Und die Leute digital begleiten, so wie du das gemacht hast, unterstützt. Insofern ist das sehr gut 🙂
    Liebe Grüße
    Helge

    1. Ja, das mit dem schlappen Helge-Figürchen, das lieber ne Stunde am Wassertisch rumsteht als das Rennen fertig zu laufen, das hat mich schon geärgert im Nachhinein. Ich hätte dich gerne durchs Ziel laufen sehen. Wann ist nochmal der nächste Ironman bei Dir dran?
      Liebe Grüße,
      Alexandra

      1. Ich starte dieses Jahr wieder in Roth, allerdings nur in der Staffel mit Karina (Lauf) und der weltbesten Physiotherapeutin (Schwimmen). Ich übernehme die 180 Km Rad von der verletzten Kessie.
        Beim Inferno in den Schweizer Bergen gibt es sicher kein Livetracking 😆
        Wobei die auch die Zwischenzeiten aktualisieren glaube ich.
        Liebe Grüße
        Helge

  3. Liebe Alexandra,

    absolut nachvollziehbar! 😀 Bei mir sind es meist die Veranstaltungen von Vereinskolleginnen und -kollegen, aber auch mal solche, die mich interessieren/faszinieren ohne Anspruch darauf, sowas auch mal selbst zu machen. Bei „kürzeren“ Veranstaltungen wird die Ergebnisliste durchforstet, bei längeren auch der live-Tracker oder Facebook-Einträge verfolgt und gelesen. Mitfiebern, mitfreuen, ein kleines Stück mit dabei sein, auch wenn man nicht vor Ort ist! Dann sind die Berichte der anderen gleich noch lebendiger, wenn man sie Tage oder auch mal erst viel später erzählt bekommt. 😀

    1. Ich sehe, wir verstehen uns, Doris. Schön. Aber es sind auch eher die, die weniger Internet-affin sind, die die ganzen Möglichkeiten nicht kennen und – vor allem – die selbst nichts preisgeben, neudeutsch sharen. Andere Einstellung. Will ich mal gelten lassen 🙂

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