Ein Badesee, in dem viele Leute schwimmen
Schwimmen im See

Zehn Jahre nach meinem ersten Anlauf und vielen Jahre ohne solche habe ich es nun endlich getan. Ich bin zum Triathlon Karlsfeld angetreten und habe gefinisht.

Kurzer Rückblick: Dieser Blog hatte in seinen Anfängen das Wort ‚Triathlon‘ im Untertitel. Aus diesem Traum ist er überhaupt erst entstanden: Ich mache einen Triathlon noch vor meinem 50. Geburtstag. Zu diesem Vorhaben gehörten ein Laufkurs, recht schnell ein neues Rennrad und genug Mut zu Umsetzung. An letzterem haperte es im letzten Moment und ich hatte meinen Startplatz vertickt.

Dieses Mal war es anders: ich hatte ein kleines bisschen Lauftraining, ein zehn Jahre altes Rennrad aber ausreichend Mut.

Das Laufen ist ja mein Kryptonit. Schon immer gewesen und in diesem Blog zuhauf belegt. Trotzdem lässt es mich nicht los. Im Januar begann ich dann (mal wieder) mithilfe des Garmin Coaches einen „Couch to 5k“-Plan. Ganz langsam ging es vorwärts (durchaus wortwörtlich) aber es ging. Und irgendwann konnte ich die 5 Kilometer ohne Gehpausen laufen. Die Zeit war grottig und es sah nicht für alle Außenstehenden wie Laufen aus, aber es fühlte sich so an.

Mitte Februar hatte ich dann diesen Blog-Beitrag zum zehnjährigen Jubiläum dieses Blogs geschrieben und nachgedacht und recherchiert und siehe da: die Anmeldung für den nächsten Karlsfeld Triathlon eröffnet an meinem 57. Geburtstag im März. Ja, wenn das kein Zeichen ist!

Wieder in Pink

Bisher fand das Lauftraining eher im Dunkeln statt mit so wenig Öffentlichkeit wie möglich. Das änderte sich im Mai beim Giro di Monaco (5 km, tausende Mitläufer*innen, keine Zeitnahme) und im Juni beim Grasbrunner Lauf (5 km, überschaubare Anzahl, mit Zeitnahme und unter den Augen einiger Kolleg*innen als letzte ins Ziel gekommen). Ich hab’s ausgehalten mit genug Mut, weil ich wusste, was das für mich bedeutet. Weniger gut halte ich allerdings die Fotos aus, denn auf denen sehe ich nur die mindestens zwanzig Kilo zu viel an mir und die rote Birne.

Die restliche Vorbereitung war eher sporadisch, würde ich mal sagen. Der Lauftrainingsplan war durch eine Woche Urlaub Ende Mai unterbrochen und kam danach nicht mehr richtig in Schwung. Auch wegen schmerzendem Fuß mit Knochenmarksödem im Zeh („Kann man erstmal nix machen“), immer mal wieder Rücken trotz Physio und den besagten Kilo zu viel. Die Ausreden, die ich mir zurechtlegte, um am 14. Juli nicht an den Start gehen zu können nahmen zu, sowohl an Zahl als auch an Kreativität.

Alles bereit

Und trotzdem hole ich am Tag vor dem Rennen meine Startunterlagen. Packe meine Tasche. Stehe am nächsten Morgen rechtzeitig auf, um die Halbsieben-S-Bahn nach Karlsfeld zu kriegen. Checke mein Rad ein. Lausche der Wettkampfbesprechung. Schaue den ersten Startgruppen beim Schwimmen zu. Warte alleine auf meine Startzeit um halb zehn. Ziehe irgendwann den Badeanzug an. Stehe am See und springe nach dem Startschuss ins Wasser. Das Rennen hat begonnen und ich bin dabei.

Die Kurzfassung, weil es ging auch in der Erinnerung zu schnell vorbei:

500 Meter Schwimmen waren OK. Weniger Kraul als ich geplant hatte. Merke fürs nächste Mal: Auf der Innenbahn um die Boje zu wollen, ist eher nicht der beste Plan. Aus dem Wasser torkel ich gar nicht mal als letzte.

Wechsel in die Radhose war nicht so einfach und dauert lange. Aber so hatte mein Puls Gelegenheit, ein wenig runter zu kommen.

Frau auf Rennrad allein zwischen Feld und Hecke
Ende der Radstrecke

24 Kilometer Radfahren waren auch OK. Die Strecke ging über eine Bundesstraße, glatt und relativ eben, und das war die reine Freude. Mit einem 24er Schnitt konnte ich aber tatsächlich nur wenige Leute überholen, solche mit Mountainbikes hauptsächlich. Sonst war es eher ein einsames Rennen. Weit und breit keine Gefahr, wegen Windschattenfahrens disqualifiziert zu werden. Am Ende der Radstrecke kurz vor der Wechselzone sitzt plötzlich der Mann am Straßenrand und macht Fotos. Sehr nett!

Wechsel 2 in die Laufschuhe ging diesmal schneller. Ich hätte wahrscheinlich noch ein paar Kalorien tanken sollen. Aber so richtig gut kam die Vorstellung bei meinem Magen nicht an.

Viel zu viel Trara

5 Kilometer Laufen waren naja – schrecklich halt. Zum Glück hatte ich mich grob verrechnet und wähnte die Zeit bis zur Schließung des Ziels noch lange hin. So konnte ich mich auf mein „Laufen“ konzentrieren und hatte nicht noch zusätzlich die Angst, zu spät zu kommen. Es waren nur noch wenige Läufer*innen auf der Strecke und hie und da wurde auch schon langsam abgebaut. Alle, denen ich begegnete, Helferinnen oder andere Athletinnen hatten ein aufmunterndes Wort. „Wir schaffen das!“ „Ist nicht mehr weit.“ „Wir sind stark.“ Wie gut sowas doch tut. Etwa 500 Meter vor dem Ziel übernahm ich dann Schlusslaterne in Form eines Jünglings in Warnweste und auf einem Fahrrad, der hinter mir herfuhr. Nochmal um die Kurve und noch einmal und dann der Einlauf im Stadion. Weiß jemand, was mit der letzten Läuferin oder dem letztem Läufer eines Rennens passiert? Genau, sie erhalten die volle Aufmerksamkeit: Der Stadionsprecher plärrt meinen Namen raus, Vor- und Nachnamen. Sechs Cheerleader mit Pompons stürmen auf mich zu und geleiten mich die paar Meter zum Zielbogen, und alle noch anwesenden Leute klatschen. Ich kriege alles nur im Nebel mit, bin kurz vorm Heulen vor lauter Rührung, und trabe über die Ziellinie. Drei Minuten vor Zielschluss. Geschafft.

Und jetzt bin ich eine, die einen Triathlon gefinisht hat. Wer hätte das gedacht? Ich persönlich habe es zehn Jahre lang nicht gedacht. Aber schön, wenn man sich selbst noch überraschen kann. Sehr schön sogar.

Geduscht und glücklich