Wenn aktuell nicht viel los ist, dann muss man sich an aufregendere Zeiten erinnern. Und das kann ich seit gestern ausführlich tun. Gestern vor einem Jahr begann am südlichen Bodensee nämlich meine große Tour durch Deutschland. Heute vor einem Jahr war ich zwischen Schaffhausen und Basel unterwegs. Das Wetter war heute wie damals auch deutlich zu nass, was aber der authentischen Erinnerung recht zuträglich ist.
Natürlich erinnere ich mich das ganze Jahr schon immer wieder an unterschiedliche Aspekte meiner Tour. An Gefühle, an Gerüche, an Orte oder an Menschen. Die Erinnerungen springen mich immer wieder an. Und weil es so schön und eindrücklich war, sehne ich mich danach, wieder auf Tour zu gehen. Und gerne weiter und länger und vielleicht auch ein bisschen fremdere Ferne als Mecklenburg-Vorpommern. Auf Instagram folge ich einigen Bikewanderern. Leute, die seit Monaten oder Jahren mit dem Rad in der Welt unterwegs sind und Bilder von malerischen Gegenden posten. Oft mit euphorischen Texten.
Da hätte ich schon auch mal Lust darauf, stelle ich mir so vor, während ich hier auf dem Sofa sitze. Kann ich ja gut sagen, weil es eher unwahrscheinlich ist, dass ich sobald mal ein Jahr frei mache, um durch die Welt zu radeln. Mann, Kind und auch der Arbeitgeber haben da auch eine Meinung dazu.
Und deshalb backen wir bis zur Pensionierung halt ein bisschen kleinere Fernweh-Brötchen: Während der Mann in den nächsten Ferien zwei seiner Leidenschaften unter einen Hut bringt, nämlich auf dem Jakobsweg in Spanien zu laufen (im Sinne von Laufen), werde ich den Sohn in die Freuden des Radwanderns einführen. Ich hoffe, es gelingt mir, genug Spaß in die Sache zu bringen, dass es für mich und einen Zwölfjährigen reicht.

Ich habe uns den Alpe-Adria-Radweg vorgenommen, der von Salzburg durch Kärnten bis an die Adria führt. Das Höhenprofil ist nicht so schlimm, wie man erst denken könnte, weil die Berge an den entscheidenden Stellen Löcher haben, und die vorgeschlagenen acht Etappen von 30 bis maximal 60 Kilometer lassen sich auch gut machen. Körperlich kann der Sohn auf jeden Fall mit mir mithalten, zumal ich bei mehr als drei Höhenmetern eh immer abkacke. Ob er psychisch-mental auch mitmacht, werden wir sehen. Ich habe ihm ja ein neues Rad spendiert, vorgestern dann auch noch eine Satteltasche, damit ich nicht alles Gepäck alleine schleppen muss.

Seit mehreren Wochenenden motiviere ich ihn schon zu Trainingstouren im Umland und Real Life. Je nach Wetter und Laune ist so eine Dreißig-Kilometer-Runde „OK“ oder eben nur Schikane. Aber als wir neulich mal auf ebener Strecke (mit Rückenwind) ein paar Kilometer mit dreißig dahinflogen, hatte er eindeutig Spaß. Ich habe es gesehen.
Bis auf ein paar Gedanken ans Equipment sowie die Festlegung des Starttags habe ich für den Urlaub noch nichts geplant oder gebucht. So sind wir unabhängig vom Wetter, von Launen oder Schmerzen und können jederzeit umdisponieren. Und genau ist das schöne am Radwandern!
Links:
- Meine große Radtour: Alle Berichte
- Jakobslauf mit Laufreisen.de
- Ciclovia Alpe Adria Radweg