Der Radweg meiner Träume

Von St. Gallen nach Schaffhausen

Das war er also, der lang erwartete Freitag, der dreizehnte Mai. Seit Monaten hingefiebert, heiß ersehnt. Die letzten Tage davor war mir auch dauernd flau im Magen, ach was, regelrecht schlecht war’s mir bei dem Gedanken an die Fahrt. Von Vorfreude keine Spur mehr. Auch angesichts der Wetteraussichten. Die waren ja nicht so toll. Und was soll ich sagen? In echt waren sie noch viel schlechter. Es hat, Entschuldigung, gepisst wie blöd. Den ganzen Tag von St. Gallen bis Neuhausen am Rheinfall. Der einzige Unterschied im Wetter bestand in der Stärke des Windes, äh, Sturmes.


Ich war ja vorgewarnt und habe noch allerlei Regenzeug eingepackt. Die Motorradregengamaschen des Mannes, zum Beispiel. Die waren ungefähr eine halbe Stunde nützlich, danach lief das Wasser in die Schuhe. Bei Romanshorn, etwa nach einer Stunde, wechselte ich die Normalsocken gegen die Neoprendinger, die ich neulich noch erstanden hatte. Das hatte den Vorteil, dass die Füße nass und warm waren. Und wenn ich mit den Zehen wackelte, hörte ich es förmlich plitschen und platschen.

Kalt war mit nicht. Und ich hatte auch das Gefühl, dass eigentlich nur die Füße nass waren. Alles andere fühlte sich OK an. Beim Ausziehen heute Abend merkte ich, dass dem nicht so war.
Ja, und wie war der Weg? Oh, der war bestimmt schön. Mit malerischen Dörfern, durch Obstgärten und an tollen Villen vorbei. Blöd nur, dass ich nicht anhalten konnte. Maximal eine Banane essen und danach fing ich an zu zittern und musste weiter treten. So habe ich auch das berühmte und wahrscheinlich sehr schöne Stein am Rhein verpasst. Es hat wie aus Eimern geschüttet. Wirklich. Unwirklich.

Der Weg von Stein am Rhein zum Rheinfall ist auch schön. Auf und ab und durch den Wald. Hat mich ganz schön geschlaucht. Und dann war ich so froh, hier in der Jugendherberge von Schloss Laufen einzurollen. Ein Bett zugewiesen zu bekommen von einem überfröhlichen Jüngling, der mir auch noch einen Nudelauflauf warm macht. Für heute reicht’s mir. Der Rheinfall ist auch noch morgen da zum Bewundern.

Das war Tag 1.

Daten des Tages #1
Strecke 99 km
Zeit 5:56 h
Ø 16,66 km/h
Höhenmeter ↑ 470 m,  ↓ 756 m
Track Strava
Flüsse Rhein, Aache
Knüller des Tages Die Tour hat angefangen. Keine Sonnenbrandgefahr heute.

 

8 Gedanke zu “Freitag, der dreizehnte”
  1. Sei froh, dass ich nicht mitgekommen bin. Da hätte ich nicht mithalten können und wollen. Ich ziehe den Hut und Stein am Rhein wäre Dir sicher zu langweilig gewesen. LG, SAS

  2. Liebe Alexandra,
    wow, du bist sowas von bewundernswert! Hut ab!!!
    Ich glaube aber auch, dass dieser Dauer-Starkregen der allerbeste Start für dich überhaupt war, weil: was könnte dich jetzt noch erschüttern! 🙂
    Meine Daumen sind auch gedrückt, dass du ab sofort höchstens noch vereinzelte Tröpfchen abbekommst, verdient hast du dir das perfekte Radelwetter! 😀

    1. Danke, Doris. Die vereinzelten Tröpfchen haben sich heute nochmal zusammgerottet. Aber morgen ist Schluss damit. Habe ich soeben beschlossen.

  3. Oh man. Ich ziehe meinen imaginären Hut. Das du das bei diesem Wetter durchziehst … Wahnsinn. Ich wünsche dir gute Erholung und drück dir die Daumen das das Wetter ab sofort besser wird 🙂
    Liebe Grüße
    Helge

  4. Gott, was bist Du TOUGH! Ohne Witz! Ich hätte sämtliche Buchungen abgeschrieben und mich nochmal im Bett umgedreht …
    Pass bei Dauerregen auf die Kette auf, das Öl wäscht sich dann doch leicht raus.
    Und der Trost: Fahr nach Norden, da wird es besser … irgendwann.
    Tapfer, tapfer: Allergrößter Respekt!

    1. Wegen Kommentaren wie diesem bin ich weiter gefahren. Die Kette hat sich schon gemeldet, sie bekommt ihr Öl zum Frühstück.

Kommentare sind geschlossen.