Von Mainz nach Boppard
Was schreibe ich, wenn ich nicht diese üblichen Radreiseberichte schreiben will? Um 6/7/8 Uhr aufgewacht. Nacht war gut/schlecht. Frühstück auch. Ja, so war die Nacht. Danach kommt das Packen und das dauert immer, denn es will gut durchdacht sein. Regen heute angesagt? Nein, dann kann Pinkie weiter nach unten. Komischer Ausschlag am Bein? Dann sollte das Fenistil vielleicht in Reichweite. Außerdem habe ich mir vorgenommen, ganz ordentlich zu packen. Wenn der Deckel der Body Lotion zu spät auftaucht, dann muss halt nochmal alles raus, Badtüte auf, Deckel rein und wieder weg packen. Ist sonst nicht so meine Art. Sonst fliegt der halt irgendwo in die Tasche. Das ist aber eines meiner Lernziele auf dieser Tour.
Packtechnisch bin ich ganz zufrieden mit meinem Tütensystem. Ich habe eine Badtüte, eine Werkstatttüte, eine Arbeitszimmertüte, eine Küchentüte und eine Kühlschranktüte. Ich nenn die wirklich so, und so kann ich mir auch gut merken, wo was ist und hinkommt. Und weil die Zippertüten auch luftdicht sind, kann ich beispielsweise die Kühlschranktüte etwas aufblasen, damit der Apfel keine Druckstellen bekommt.
Der Weg heute versprach interessant zu werden. Mittelrheintal, Weltkulturerbe und so. Naja, ich kenne das Tal ja ganz gut eigentlich, war aber gespannt auf die Raderfahrung. Bis Bingen hatte ich Gegenwind und Blei in den Beinen. Aber die Gegend dort ist schön. Und der Weg auch. In Ingelheim lass ich mir noch von einem Fachbetrieb die Bremsen fest ziehen und merke mir, wo der Herr überall dreht. Für den Wiederholungsfall.
Und dann ging es in das enge Tal. Soll ich ehrlich sein? Ich fand es furchtbar, insbesondere den weltkulturell geschützten Teil. Der Radweg geht an der Straße lang, einer gut ausgebauten Bundesstraße, auf der alle versuchen, zwischen den Dörfern das Tempolimit auszureizen. Dann gibt es zwei Bahnlinien, auf jeder Rheinseite eine. Aber wenn ein Güterzug auf der anderen Rheinseite langdonnert, hört man hier trotzdem nichts. Und wenn er auf der eigenen, linken, fährt hört man gleich gar nichts mehr. Und dann geht die Bahnlinie direkt durch die Ortschaften, und zwar richtig direkt. Ist ja insgesamt nicht viel Platz in dem Tal. Die Leute, die da wohnen müssen, tun mir echt leid. Ich nehme mir vor, die Rheinstrecke zu meiden, wenn ich mal wieder mit dem Zug unterwegs bin.
In Bacharach tue ich noch etwas, was ich ab jetzt nicht mehr tun werde. Nämlich an irgendeiner Pommesbude Pommes zu essen. Ich hätte eigentlich gehen sollen, als ich das Fett gerochen habe, fand ich dann aber zu peinlich. Außerdem hatte ich Hunger. Also, wie gesagt, mach ich nicht mehr.
In Bacharach erfahre ich auch, dass die JH Koblenz kein Bett für mich frei hat, und ab da ist die Luft raus. Koblenz wollte ich erreichen und aus nostalgischen Gründen auf der Burg übernachten. Und jetzt weisen die mich ab wie einst Mariaundjosef. Bett in Koblenz City zu suchen, habe ich keine Lust. Ich beschließe also, mich so weit weiterzuschleppen wie es geht. Und es geht bis Boppard. Weiter nicht. Meine Handgelenke sind heute der begrenzende Faktor. Die tun echt weh. Ich habe ja viele Griffmöglichkeiten an meinem Rad, aber die sind alle nicht mehr gut.
In Boppard mach ich es mir einfach und lass mir von der Tourist Info ein Zimmer besorgen. Hotel, direkt ums Eck und nur ein paar Euro teurer als die JH in Mainz. Passt.
Daten des Tages #7 |
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Strecke | 82 km |
Zeit | 5:00 h |
Ø | 16,7 km/h |
Höhenmeter | ↑ 299 m, ↓ 396 m |
Track | Strava |
Flüsse | Rhein, Nahe (gekreuzt) |
Knüller des Tages | Doch bis Boppard gekommen zu sein |