Ein wichtiges Zwischenziel

Von Boppard nach Remagen

Der Tag begann ganz normal.  Nach dem Frühstück erstmal in den nächsten Drogeriemarkt und Flickzeug kaufen.  Es gibt Reparaturen, da hilft kein Kabelbinder,  da muss stärkeres her: Sekundenkleber. Die Naht an meiner Radhose löste sich schön langsam auf.  Dem habe ich nun Einhalt geboten mit einer ordentlichen Portion Sekundenkleber.  Und vorsorglich gleich auch noch potentielle andere Gefahrenstellen verklebt.

Der Tag lässt sich so gut an,  dass ich kurzärmelig losfahre und sogar mit Sonnenbrille.  Letztere tausche ich aber bald wieder gegen die normale Brille.  Man muss ja nicht übertreiben.

Nach einer guten Stunde bin ich in Koblenz.  Ich lass mich am Deutschen Eck fotografieren und  schicke einen bösen Blick zur JH auf der Burg hoch.  Ich hätte dort wirklich gerne übernachtet.  Vor allem wäre ich gerne mit der Gondel über den Rhein dort hochgefahren.  Könnte ich jetzt ja auch.  Aber ohne Grund ist der Witz weg.

Dann nehme ich den Moselradweg zur Brücke und schwups bin ich auch schon aus Koblenz wieder raus. Bei Neuwied fängt es an zu regnen.  Ein Blick aufs Regenradar verrät, kein Grund zur Sorge.  Ich lass Pinkie in der Tasche,  hol nur schnell die Wäsche rein,  die ich zum Trocknen draußen aufgehängt hatte.

In Andernach,  nachdem ich mich durch das Industriegebiet von hinten rein geschlichen  hatte,  sehe ich ein Schild zum Andernach-Geysir.

Ich erinnere mich an Stimmen,  darunter meine eigene,  die meinen,  ich sollte mehr Kultur machen,  mehr ansehen, ab und zu mal wo anhalten.  Bisher hatte ich nicht das Bedürfnis.  Was soll ich ansehen?  Ortskern?  Kopfsteinpflaster.  Kirchen?  Ach nö,  von außen reicht mir.  Museum?  Das ist nicht Teil dieser Mission.  Nur beim Geysir zögere ich kurz.  Aber wirklich nur kurz,  denn ich bin etwas unter Zeitdruck.  Ich will  um drei in Remagen sein. Da beginnt nämlich der Luxus: mit dem Schiff bis nach Köln.  Dank Rückenwind komme ich ganz entspannt eine halbe Stunde vor Abfahrt an und kann noch flugs ein Zimmer in Köln buchen.  Dieser Tag liegt etwas über Budget, weil es ist ja der Luxustag,  der erste Tag der zweiten Woche.

Drei Stunden dauert die Fahrt von Remagen nach Köln, und jede Sekunde ist schön.  Die meiste Zeit stehe ich an Deck und starre in der Gegend.  Nur ab und zu gehe ich zum Aufwärmen einen Stock tiefer.  Das Schiff,  es ist das größte der Köln-Düsseldorfer,  fährt flussabwärts ein bissel über zwanzig km/h, schätze ich mal.  Trotzdem fühlt es sich wahnsinnig schnell an.  Die Landschaft fliegt vorbei,  das Tal wird breiter.  Die Dörfer sind auf einmal nicht mehr schieferschwarz und sandsteinrot sondern sehen irgendwie norddeutsch verklinkert aus.  Ich freue mich schon auf die Strecke ab morgen.  Ab da ist alles neu für mich.

Mein Handgelenk dankt mir übrigens auch den kurzen Tag. Es schmerzt nicht mehr so arg.

Wetterbericht für morgen ist super: Sonne und Südwind.  Xanten, ich komme!

Daten des Tages #8
Strecke 71 km
Zeit 4:00 h
Ø 17,8 km/h
Höhenmeter ↑ 243 m, ↓ 289 m
Track Strava
Flüsse Rhein,  Mosel (bestimmt 0,5km)
Knüller des Tages Bötchen fahren