Sonntag, bombastisches Wetter. Was fällt einem da ein? Ja, Radfahren! Wohin? Mit wem? Der Mann ist anderweitig unterwegs, der Sohn schwächelt. Frag ich doch den kleinen Bruder. Trotz Feierei am Vorabend ist er bereit und auch gut im Training. Muss er auch, denn von seinem Fahrrad kann er keine Unterstützung erwarten.
Vollkommen großkotzig habe ich in Komoot die Strecke einer RTF-Ausschreibung nachgemalt und fand sie eigentlich gar nicht so schlimm. Aber ich kenne auch die südlichen Landkreise nicht so gut.
Wir satteln also auf und ich merke schon auf den ersten Kilometern, dass ich heute gar nicht fit bin. Müde Beine und der Musculus gluteus minimus
zwickt. Ich werde getröstet, es geht gerade bergauf. Unsichtbar aber stet. Und dann geht es los. Fiese Anstiege, die mich ordentlich zum Pfeifen bringen. Ich komm hoch, muss nicht absteigen und breche nicht zusammen.
Aber die Pumpe geht doch sehr. Am vorläufigen Höhepunkt der Tour in Jasberg gibt es ein Volksfest der zünftig-bayrischen Art: der hiesige Hofladen wird sechzig. Herzlichen Glückwunsch.
Wir verzichten auf die Maß und machen uns an den Abstieg, denn ich habe beantragt, die Tour auf 30k abzukürzen. Auf das was dann kommt, war ich nicht vorbereitet: Sechzehn Kilometer nur bergab. Mal sichtbar, meist jedoch unterschwellig. Eine Wonne. Endomondo hat mir dann auch gleich mal einen Pokal für die schnellsten zehn Meilen ever verliehen. Danke.

Der Bruder und ich brettern also die Schotterebene hinab, auf einer kleinen Nebenstraße, die nur von Radlern, Skatern und einem Traktor verwendet wird. Das macht Spaß und einen belgischen Kreisel vollkommen überflüssig.
Drei Kilometer vor dem Tourende bin ich auf einmal großzügig. Der Bruder wünscht sich schon länger ein Rennrad und will mal meins ausprobieren. Wir tauschen also Räder. Die Schuhe passen, das Rad ist zu klein. Von hinten sieht er ein wenig komisch aus. Aber nicht lange, denn dann ist er außer Sichtweite, genießt die Geschwindigkeit, während ich mich mit seinem ollen Rad gen Heimat abmühe. Geschwisterliebe halt.

Für morgen habe ich mir einen Ruhetag verordnet. In dieser Woche waren es nämlich dreizehn Stunden Sport oder über elftausend Kilokalorien oder 165 Kilometer Entfernung. Jetzt muss auch mal ein Tag Nichtstun drin sein.