Von Münster nach Ankum
Nach meinem Ruhetag gestern bin ich heute also wieder on the road. Allerdings etwas später als gewünscht, weil ich noch warten musste, bis der Waschsalon um neun aufmacht. Ich hatte gestern einen kleinen aber essentiellen Teil meiner Ausrüstung dort vergessen.
Mein Plan ist es, den Dortmund-Ems-Kanal bis zur Ems zu fahren und mir dort die Flusskreuzung anzusehen. Den Kanal finde ich schnell, nur ist der Weg erstmal gesperrt wegen einer Baustelle und ich vollführe wieder eine meiner Desorientierungsfahrten. Es hat schon seinen Grund, dass ich diesen Urlaub hauptsächlich entlang gut ausgeschilderten Radwege mache. Mich kann man nicht einfach so irgendwohin schicken.
Irgendwann treffe ich den Kanal wieder, allerdings ist der ausgeschilderte Kanalradweg ein Witz. Ob den Machern des Weges der Kanal zu geradlinig ist? Der zugehörige Radweg ist es jedenfalls nicht, macht Schlenker rechts und links und nimmt so ungefähr jedes Kaff entlang des Kanals mit. Und ich mache auch mit, weil es ja sein kann, dass der Weg direkt am Kanal mal nicht befahrbar ist. Und nix ist schlimmer als einen Weg zurück zu müssen. Die Kreuzung von Kanal und Ems kann ich auch nur von weitem sehen. Wieder eine Baustelle.
Weil er so schön ausgeschildert ist, schließe ich mich dem Emsradweg an, nur um ihn kurz danach gleich wieder zu verlieren. Die Ems ist nördlich von Münster noch kein ernstzunehmender Strom. Und so kommt es auch, dass ihr Radweg nicht direkt an ihrem Ufer entlang geführt werden kann, sondern auch durch die anliegenden Dörfern. Was natürlich wieder zu Um- und Abwegen führt. Mir wird das bald zu doof. Ich bin da eher für Geradlinigkeit. Außerdem will ich morgen in Oldenburg sein. Da muss ich Kilometer machen und nicht so durch die Gegend schwänzeln.
Also lasse ich komoot ran: Quasi Luftlinie von hier nach Oldenburg geplant. Kopfhörer rein und führen lassen. Es ist schön, an der Hand genommen zu werden, und es ist schön, dass mal wieder jemand mit mir spricht.
Der direkte Weg führt von Süd nach Nord durch Ibbenbüren. Eine der letzten Bergbaustädte, wie ich später lerne. Und über den Schafberg, der im Norden der Stadt liegt. Dieser Berg ist eher ein Höhenzug und verdammt steil. Irgendein Witzbold hat die Straße über den Berg auch noch Alpenstraße genannt. Aber irgendwann bin ich oben und schaue am Kraftwerk vorbei in die Landschaft vor mir. Hübsch wellig, denk ich noch, und wundere mich, wo diese Wellen herkommen. Auch das lerne ich in der Nachbereitung des Tages: Es ist das Osnabrücker Hügelland. Und dieses Hügelland ist wirklich schön. Sehr leer. Große Felder, ein paar Wäldchen, ab und an ein Bauernhof, kräftige Aromen und jede Menge Rhododendron. Meterhohe Hecken, in voller Blüte. Ich suche eine Farbe, die zu Pinkie passt, finde aber kein passendes Motiv.
Apropos Pinkie, ja, ich habe sie heute irgendwann aus der Tasche gekramt, weniger wegen Regen, der nicht so schlimm war. Mehr gegen die Kälte. Auf den Beinen habe ich zunächst meine Fleecejacke liegen. Die reicht aber irgendwann nicht mehr, ich ziehe meine lange Laufhose drüber. Es ist soo kalt. Nur um die zehn Grad und es wird einfach nicht wärmer im Laufe des Tages. Immerhin bläst mir der Wind nicht dauernd ins Gesicht, meist kommt er von schräg hinten.
Heute habe ich übrigens eine weitere Grenze überschritten. Einige waren es schon, ich habe sie nur nicht erwähnt. In Mainz war es der 50. Breitengrad. Kurz vor Düsseldorf die Benrather Linie, die mir als Reisende durch das deutsche Dialektkontinuum besonders am Herzen liegt. Und heute dann die Aldi Nord/Süd-Grenze.
Mein Ziel ist Ankum im Osnabrücker Land. Mein Zimmer heißt Schwalbennest und befindet sich auf einem schönen Bauernhof. Von hier ist es nicht mehr weit nach Oldenburg. Und von Oldenburg ist auch nicht mehr weit zur Nordsee!!
Daten des Tages #12 |
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Strecke | 100,0 km |
Zeit | 6:11 h |
Ø | 16,16 km/h |
Höhenmeter | ↑ 601 m, ↓ 619 m |
Track | Strava |
Flüsse | Dortmund-Ems-Kanal |
Knüller des Tages | Abfahrt von der Ibbenbürener Bergplatte ins Osnabrücker Hügelland |