Auf meinem Handy ist eine Kalender-App, die hat die Funktion „Lösche Tag“. So richtig hat das nie funktioniert,  hat mich auch nicht weiter gestört.  Aber heute war so ein Tag, den ich gerne löschen würde.
Heute morgen meldet sich das Auto krank. Es leidet an einer blinkenden roten Ölkanne im Armaturenbrett. Inzwischen weiß ich, dass es was ernstes und teures ist. Bis ich das Auto in die Notaufnahme gebracht und dann mit der S-Bahn in die Arbeit fahre, ist es fast elf. Damit kann ich es vergessen, mich früh zu verdrücken,  um um halb vier im Studio zu sein.
Schade, aber ich bin mir auch gar nicht sicher,  ob ich überhaupt gehen kann. Mein Sorgenknie hat heute wieder seinen Hexenschusstag. Das hat es manchmal, obwohl seltener in der letzten Zeit.
Der Hexenschuss fühlt sich an,  als ob jemand ins Knie schießt. Aus dem Nichts. Fiese Schmerzen,  die mich gehen lassen wie eine alte Frau, eine richtig alte. Es fühlt sich an wie Sand im  Getriebe, eher Steinchen. Und dann ist es plötzlich gut. Das Steinchen hat sich eine Nische gesucht, wo es nicht reibt. Und dann wieder nicht und ich knicke fast um, als ich vom Stuhl aufstehen. Ich bin genervt, weniger beunruhigt, weil ich das ja schon kenne und weiß, dass es auch wieder weg geht. Nur eine Frage der Zeit.
Am Abend dann doch noch ins Studio. Lustlos, aber immerhin hat sich das Knie wieder eingekriegt und macht die Kraftübungen und das Rudern schön mit.
Ich ziehe von Gerät zu Gerät, wie immer in autistischer Manier: Musik auf dem Ohr und manchmal sogar ohne Brille. Ich sehe und höre nichts,  bloß das, was ich sehen und hören will.

Auf dem Laufband, meinem letzten Programmpunkte, geht es ganz gut mit dem Laufen, außer dass ich vergessen habe,  Socken einzupacken, und die ersten Scheuerstellen anfangen zu schmerzen. Und dann tut es einen Ruck und mein Nacken sitzt fest.
Nacken und Schultergürtel haben sich nach der Radtour am Wochenende schon nicht so gut angefühlt, und jetzt ist der doofe Hals steif. Mist. Ich breche den Lauf ab, sehe zu, dass ich schnell Heim komme, maule meinen armen Mann an und geh ins Bett.  Hier liege ich also mit Wärmflasche im Nacken, stinke nach Klosterfrau Sportgel und wünschte, diese App würde das endlich mit dem „Lösche Tag“ auf die Reihe kriegen.

4 Gedanke zu “Lösche Tag”
  1. 😀
    Sorry, aber ich musste jetzt schon ein bisschen lachen 🙂
    Natürlich nicht wegen der ganzen Unannehmlichkeiten für dich, sondern weil du es so lustig beschreibst.
    Ich denke mal der Löschen- Button hat nicht funktioniert. Aber ich hoffe, die folgenden Tage waren/sind besser 🙂
    Liebe Grüße
    Helge

    1. Hallo Helge, das war das Ziel. Ich blogge ja nicht zum Spaß. Lustig und unterhaltsam soll es ja schon auch sein 🙂
      Inzwischen bin ich auch ganz froh, den Tag doch nicht gelöscht zu haben.
      Viele Grüße,
      Alexandra

    1. Ja, Lizzy, Yoga wäre sicher gut. Sowohl für den Hals als auch für die Seele. Ausschlafen hilft auch ein bissel. Ist schon besser heute.
      Viele Grüße,
      Alexandra

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