Ne klar, vergiss es, ein Ding der Unmöglichkeit. Aber ich muss doch nach England und ich will nicht den halben Urlaub nur mit der Anreise vertun. Und die andere Hälfte mit der Rückreise. Lass mal planen und sehen was geht. Also das Internet angeworfen und — es folgt ein Trauerspiel/Komödie in 8 Akten.

(1) 800 km zur Fähre zu radeln scheidet aus. Dauert zu lang. Wenn ich da bin, müsste ich schon wieder umkehren.

(2) Fliegen kommt auch nicht in Betracht. Aus vielen Gründen, aber auch, weil ich nicht am Flughafen mein auseinandergeschraubtes Rad wieder zusammenschrauben will. Da habe ich nicht genug Vertrauen in meine Schraubkünste.

(3) Also Zug. Der Eurostar nimmt nur zusammengefaltete Räder mit.

Liste mit Nachtzügen der ÖBB, die Räder transportieren: https://www.nightjet.com/de/angebote/fahrradmitnahme

(4) Die ÖBB schickt einen NightJet nach Amsterdam, der auch in München hält. Wie cool wäre das! Es wären sogar noch Betten frei, allerdings keines fürs Radl. Und nach einigen Stunden lese ich auch, dass der NJ420 Innsbruck-Amsterdam nicht auf der Liste der NightJets steht, die Räder mitnehmen. Warum sagen sie das nicht gleich? Und warum so kompliziert?

(5) Also DB. Von den zeitlich günstigen Zügen nach Amsterdam, Rotterdam, Brüssel hat keiner einen Radplatz. Das überrascht nicht weiter.

Bildschirm-Ausschnitt von einer Zugverbindung von Paris nach Dieppe

(6) Andere Idee: Reisen über Frankreich. Mit dem TGV in unter sechs Stunden direkt von München nach Paris und von da zur Fähre nach Calais oder Dieppe. Funfact: Der TGV nimmt tatsächlich Fahrräder mit, aber nicht auf deutschem Boden. Ich könnte also in Strasbourg in den selben TGV steigen, der aus München kommt und mein Rad legal mitnehmen. Wer versteht das? Die Alternative irgendwie nach Strasbourg zu kommen und von da über Paris nach Calais, dauert aber sehr lange.

(7) Dann halt Bus nach Paris. Es fährt ein Flixbus (mit Radhalterung) abends in München los. Der kommt morgens um sieben in Paris an. Dann wäre genug Zeit für einen Café au lait und ein Croissant und den Weg zum Gare Saint-Lazare, wo ich einen Regionalzug nach Dieppe nähme (Radmitnahme kostenlos!) und dann die Fähre nach Newhaven. Tatsächlich war diese Variante bis neulich noch die wahrscheinlichste Lösung. Flixbus ließ jedoch noch keine Buchung für Ende Mai zu, deshalb hatte ich noch Zeit weiter zu suchen.

(8) Nochmal nachgedacht: Wenn ich schon eine Nachtfahrt einplane, dann könnte ich doch nochmal bei den Zügen schauen. Das Ende vom Lied: Ich finde einen ICE, der um 00:01 in München startet, morgens um halb sieben in Düsseldorf ankommt und das alles für sensationelle 26 EUR inkl. Sitzplatz und Fahrradkarte. In Düsseldorf habe ich sieben Stunden Zeit für einen Milchkaffee und ein Butterhörnchen und die Zugfahrt nach Den Haag zuzüglich einer kurzen Radfahrt nach Hoek van Holland. Die Fähre nach Harwich legt um 14 Uhr ab, kommt an um 19 Uhr Ortszeit. Das bedeutet München-England in 20 Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Das ist OK. Ist es doch noch eine Komödie geworden.