Mein Beruf ist kein handwerklicher. Ich arbeite am Rechner, also nur mit Fingern und Kopf. Das Ergebnis sind jeweils nur ein paar Dateien, die irgendwo in den Wolken herumfliegen. Umso mehr packt mich immer öfter die Lust, auch einmal ein greifbares Werk zu schaffen.
Und das ging ich in den letzten Tagen an: Vor einem Jahr kaufte ich mir bei eBay eine Trainingsrolle. Mein neues Rennrad war damals schon beschlossene Sache, aber noch nicht da, deshalb kramte ich mein vorletztes Rad aus dem Schuppen und spannte es auf die Rolle. Dort musste ich leider feststellen, dass das Tretlager kaputt ist und das Teil so nicht zu gebrauchen war. So standen Rad und Rolle vereint ein Jahr lang im Keller – unbenutzt und nur beachtet, wenn wer im Keller etwas brauchte und die Gerätschaft im Weg stand. Natürlich hätte ich in der Zwischenzeit auch mal mein Rennrad einspannen können, habe ich aber nicht.

Kurz vor dem letzten Weihnachten ist es mir dann durch einen glücklichen Zufall gelungen, die Rolle zu verkaufen, ohne Verpackungs- und Versendeaufwand. Und so steht das Rad jetzt allein, aber immer noch vollkommen zwecklos im Keller herum. Was ich nach wie vor schade finde. Ich mag das Rad. Es war mein erstes gutes. Damals, als als Studentin, verkaufte ich mein Auto, legte noch hundert Mark drauf und erstand das A-Modell der Fahrradmanufaktur. Das ist jetzt bald fünfundzwanzig Jahre her.
Mein ursprünglicher Plan war, aus dem Trecking- ein Rennrad zu machen. Ein Randonneur eigentlich. Ein Rad also, das aussieht wie ein Rennrad, aber so nützliche Accessoires wie Schutzbleche und Gepäckträger hat.
Vorläufiges Ende der Schrauberei

Aber da bewegt sich gar nichts. In meiner Not rufe ich meinen Fahrradfreund C. Der ist hoch erfreut, an einem Rad herumpruckeln zu dürfen und kommt auch auch gleich.
Am  Tretlager scheitert auch er, aber er lässt sich meine Pläne erklären und wir diskutieren. Sein Punkt zusammengefasst: Aus der Mühle machst du nie ein Rad, mit dem wer fahren will. Das will ich natürlich nicht hören. Auch sein Vorschlag, ein gebrauchtes Rennrad zu kaufen und herzurichten, verfehlt zumindest das Ziel, ein ungebrauchtes Rad weniger im Schuppen stehen zu haben. Von guten Argumenten überzeugt („Du brauchst eine neue Kette/Kassette/Schaltung/Bremse/Vorbau/Lenker und das kostet mehr als das Teil jemals wert sein kann.“), verabschiede ich mich innerlich vom Randonneur und denke wieder an ein Treckingrad. Dann lass ich es halt so wie es ist im Aufbau, und mache es hübsch und fahrtauglich. Jochen hat es vorgemacht. Ob ich den Rahmen entlackiere, weiß ich noch nicht. Jetzt muss erstmal das Tretlager heraus operiert werden. Wenn das gelingt, sehen wir weiter.

2 Gedanke zu “Handwerke”
  1. Inzwischen ist es total modern aus alten Fahrrädern wieder neue zu machen. Und es geht dabei weniger ums Geld sparen sondern eher um Nostalgie. Also solltest du dich von deinem Vorhaben gar nicht abbringen lassen :-). Schließlich hat dieses Rad ja einen gewissen Wert für dich (wie man rauslesen kann)
    Ich drücke dir die Daumen das nun erst mal das Tretlager heraus operiert werden kann.
    Liebe Grüße
    Helge

    1. Hallo Helge, schauen wir mal wie es sich mit dem Tretlager entwickelt. Bisher haben weder Spucke noch rohe Gewalt gefruchtet 🙂

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