Von Ettenheim nach Iffezheim
Ich bin wieder dicht, und das verdanke ich der Schwägerin, die mir ihre neue Regenjacke für meine Tour überlässt. Die Farbe passt nicht in mein übliches Farbschema, aber sie hält Regen ab und hält sogar ein bisschen warm. Und sie leuchtet. Zusammen mit meinem neongelben Helmüberzieher komme ich mir vor, wie eine rollende Leuchtreklame.
Der Schwager begleitet mich morgens zur Fähre, denn ich will wieder in Frankreich radeln. Blöd nur, dass die Fähre nicht fährt wegen Hochwasser. Also wieder zurück in den letzten Ort und dort trennen sich unsere Wege. Der Schwager fährt heim in die warme Wohnung, und ich fahre gen Norden in die nächste Regenwand bei gefühlten Minusgraden. Meine Packtaschen sind so leer, dass ich schon Angst hatte, die Hälfte vergessen zu haben. Dabei habe ich nur einfach sehr viel des Gepäcks an.
Das Schöne: Der ortsüblichen Südwind bläst heute wieder, und zwar merklich. Ich radel also so vor mich hin, meist auf dem Damm, wegen der optimalen Windausnutzung. Zwischendurch komme ich in ein Schwalbenrudel, die wie wild zwischen Rhein und Überflutungsbereich unterhalb des Dammes hin und her düsen. Ich frage mich, ob sie es spaßig finden, vor mir so Kapriolen zu machen. Aber wahrscheinlich bin ich Ihnen einfach nur egal. Silberreiher habe ich heute auch gesehen, ganz viele. Und Fasanen und einen Grünspecht und die Rheinschwäne. Und endlich war auch der Kuckuck wieder da. Die ersten Tage habe ich ihn wirklich vermisst, aber heute höre ich ihn den ganzen Tag immer wieder. Schön.
Zwischendurch werde ich immer mal wieder nass und wieder trocken und wieder nass. Was aber gar nicht schlimm ist dank Pinkie. Zwischendurch wünsche ich mir sogar, dass es wieder regnet, denn dann sind nicht so viele Insekten in der Luft. Was ich an tierischem Eiweiß heute schon verspeist habe. Meist mit Bärlauch-Aroma.
Morgen will ich in Neustadt an der Weinstraße sein, deshalb muss ich heute schon mal Kilometer gut machen. Es läuft auch, wahrscheinlich auch wegen des latenten Rückenwindes.
Ab und an kommen mir ein paar Radwanderer und eine Radwanderin entgegen, aber viele sind es nicht. Ich hatte eigentlich mehr erwartet.
In Iffezheim beschließe ich, dass es jetzt reicht. Ich schau noch schnell einem Schiff in der Schleuse zu, wobei schnell hier relativ ist, und mach mich dann auf Quartiersuche. Ich halte vor dem ersten Hotel, checke bei TripAdvisor, ob der Laden in meiner Preisklasse liegt. Tut er, also öffne ich das große Hoftor, wie mich eine Schiefertafel anweist und schon stehe ich in einem wunderschönen Innenhof. Hier will ich bleiben. Das Zimmer, das ich bekomme, ist der Hammer. Badewanne. Davon habe ich heute schon mehrfach phantasiert. Ich lasse mir Wasser ein mit Dr. Bronner Magic Soap Lemon, ist auch gut für die Kleiderwäsche. Also nehme ich meine Hose und Shirt mit in die Wanne. Wir planschen ein bisschen, bis wir alle sauber sind. Dann schiebe ich mir meine Nutellasemmel und zwei hartgekochte Eier in den Mund. Ich habe keine Lust mehr, das Haus zu verlassen, außerdem verspricht dieses Haus und seine ganze Ausstrahlung ein ganz besonderes Frühstück.
Daten des Tages #4 |
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Strecke | 114 km |
Zeit | 6 h |
Ø | 18,8 km/h |
Höhenmeter | ↑ 251 m, ↓ 359 m |
Track | Strava |
Flüsse | Rhein, Kinzig |
Knüller des Tages | Kaufmanns Kinder- und Hautcreme, bei jeder Gelegenheit und reichlich aufzutragen |