Heute nur mit Schiff und ohne Sonne

Der Sommerurlaub führt uns dieses Jahr in den höchsten Norden nach Island. Und wieder sind wir als Haustauscher unterwegs, soll heißen, eine isländische Familie wohnt in unserem Haus während wir ihn ihrem Urlaub machen. Das bringt ganz andere Einblicke in ein Land und seine Leute und nebenbei freut sich die Haushaltskasse. Dieser Haustausch hat auch noch weitere Vorteile: Wir dürfen das Auto verwenden, einen uralten Volvo 70, und er steht auch schon am Flughafen bereit. Die Schlüssel hat unsere Tauschfamilie am Info-Desk hinterlegt. Komfortabler geht es nicht.

Rücktrittbremse und vorne auf der falschen Seite. Adventure-Reisen
Rücktrittbremse und vorne auf der falschen Seite. Adventure-Reisen

Wir müssen nur noch einsteigen und losfahren. Vor der Abreise hatten die Isländer auch angekündigt, Räder für uns bereitzustellen. Die Vorfreude hat ein Bild von den Rädern in meinem Kopf festgesetzt, das mit der Realität leider ganz wenig zu tun hat, wie sich schnell herausstellt.

Sagen wir’s mal so: Ich wollte schon länger mal ein Single Speed Bike ausprobieren. Sowas haben wir jetzt zur Verfügung. In zwei Ausführungen und sowas von Retro. Die Muskelgruppen, die man für Rücktrittbremsen braucht, habe ich gar schon lange ausrangiert. Dafür presse ich immer den rechten Lenkergriff in der Hoffnung dort einen Bremshebel zu finden. Diese Räder sind eine echte Challenge.

Aber lieber schlecht gefahren als gut gelaufen; und für die zwei Kilometer in die Innenstadt oder zum Freibad reicht es allemal. Immer schön langsam und vorausschauend fahren, damit Bremsen gar nicht erst nötig wird.

Wir haben in diesem Urlaub mehr als zwei Wochen Zeit und lassen es langsam angehen. Weil die Sonne scheint, machen wir uns  am ersten Tag  aber trotzdem gleichmal in den nahen Thingvellir Nationalpark auf, dem Versammlungsort der Isländer seit mehr als tausend Jahren. Die Frage „Warum gerade hier?“ beantwortet sich sofort, wenn man dort ist. Dieser Ort ist magisch und wunderschön. Dass er auch geologisch interessant ist, weil dort die eurasische und die amerikanische Platte sichtbar auseinander driften, wussten die ollen Wikinger ja nicht.  Magisch, und einigermaßen leer am späten Nachmittag, wenn die Busse weg sind.

Stein vorm KopfDies hier wird natürlich kein detaillierter Reisebericht mit allen möglichen Geheimtipps. Nur einen guten Rat will ich los werden: Nehmt die lokale Wetter-App in Island. Wetteronline.de, wetter.de und so weiter sagen ein Wetter für Island an, das hat allerdings so gar nichts mit der Wahrheit zu tun und hat uns dadurch auch schon mal einen halben Tag schlechte Laune gebracht, weil wir auf den Sturmregen warteten und uns nicht raus trauten. Weil bis zum Nachmittag am Himmel aber nichts schlimmes zu sehen war, beschlossen wir dann doch eins der örtlichen Bäder aufzusuchen. Freibad natürlich. Was sonst? Fünfzig-Meter-Bahn mit dreißig Grad warmem Wasser.  Und am Ende der Bahn auf der Anzeigetafel stehen brezelbreit die dreizehn Grad Außentemperatur. Das ist mal ein außergewöhnliches Schwimmereignis.  Leider ist Fotografieren strengstens verboten. Das wäre echt ein schönes Motiv geworden.

Klambratún Park mit Blick auf Hallgrimskirkja. Verwackelt. Wahrscheinlich war ich zu schnell.
Klambratún Park mit Blick auf Hallgrimskirkja. Verwackelt. Wahrscheinlich war ich zu schnell.

Weil dieser Urlaub ganz bestimmt kein Strandurlaub wird und die Temperaturen durchaus auch körperliche Betätigung zulassen, haben der Mann und ich unsere Laufschuhe dabei. Der Mann, weil er sein Marathon-Training nicht unterbrechen möchte, und ich, weil ich, naja, hüstel, mal wieder, ähem, Laufen übe. Die fällige Trainingseinheit gestern habe ich im nahen Klambratún Stadtpark erledigt. Mit Blick auf die Hallgrímskirkja. Fotografieren erlaubt. Schöner Ausblick, Foto leider verwackelt.

 

Links: 

2 Gedanke zu “Mit Single Speed durch Reykjavik”
  1. Liebe Andra,
    wie wunderschön! Ich war schon in meiner Jugend Island Fan und habe auf die obligatorische Maturareise nach Spanien verzichtet, um alleine 2 Wochen in Island verbringen zu können. Das war 1988… seit dem war ich nicht mehr dort und bekomme trotzdem jedesmal wieder das gleiche (Urlaubs-/Freiheits-)Gefühl, wenn ich Reiseberichte von dort lese…

    1. 1988 war Island noch ein wirklich außergewöhnliches Reiseziel, zumal für eine junge Frau. Respekt. Das war bestimmt eine große Erfahrung. Die Landschaft und das Land sind sicher noch genauso wie „damals“, ich glaube aber, dass die Menschenmengen tatsächlich mehr geworden sind. 🙂

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