Wieder ein Fahrrad-Event in München: die Initiative Radlhauptstadt München lädt zur Ringparade auf dem Mittleren Ring. Für die Nicht-MünchnerInnen: Der Mittlere Ring ist ein vierspurige Straße um München herum, ist offiziell ein Teil der B2, hat eine Länge von etwa 28 Kilometern und gilt als Deutschlands staureichste Strecke, sagt Wikipedia und ich kann bestätigen, dass „Stau am Mittleren Ring“ zum Münchner Autoalltag gehört. Auch so heute. Für die Ringparade war nämlich fast die ganze westliche Hälfte in einer Richtung für den Autoverkehr gesperrt. Die Autos, die das nicht wussten, stapelten sich schon weit vor der Sperrung.
Für die Radlerinnen und Radler blieb es weitgehend staufrei. Der Mann und ich kommen zügig voran (nein, wir sind natürlich nicht gerast, könnte ich ja auch gar nicht, aber wir waren doch vornehmlich auf der linksten Spur unterweg).
Mit Genuss beobachte ich wieder die Diversität der Radszene. Im Gegensatz zu den vorherigen Veranstaltungen (z. B. hier) sind etliche Kinder dabei, manche mit wirklich sehr kleinen Reifen, sie mühen sich ab, aber haben offensichtlich Spaß. Bassdröhnen kündigt so ein paar wirklich ganz coole Teenager mit Musikmaschine und Skateboard hinten drauf an. Wir sehen die Hipster mit Bärten auf Single Speed oder Retro-Peugeot-Rennrad. Bei diesem Anblick muss der Mann unweigerlich immer bedauern, dass er „damals“ sein altes Rennrad wegwarf anstatt es aufzuheben. Tja, wenn man immer wüsste, welcher Schrott irgendwann mal wieder cool wird.
Wir überholen weiter: die lässige Oma auf einem Brompton, den wirklich sehr schweren Mann auf einem Rad, das aussieht als könne es nicht mehr. Noch mehr Bäuche in grellbunten nagelneuen Rennoutfits, die Damen auf Hollandrad mit Korb vorne (wahlweise mit oder ohne Hund), die Mütter, die während der Fahrt gekonnt Flaschen austeilen und Jacken im Korb hinten verstauen, die Väter, die den Burley oder den FollowMe mit dem Nachwuchs ziehen und und und
So vielfältig die Radszene ist, so viele Klischees bedient sie auch. „Zeig mir dein Rad, und ich sag dir, wer du bist“, ein Spiel, dass ich genauso gerne spiele wie die Ähnlichkeiten zwischen Hund und Herrchen bzw. Frauchen festzustellen.
7.000 Zweiräder waren heute unterwegs, trotz unsicheren Wetters. Respekt, München!
Naja, hier gabes kürzlich scheinbar wirklich die Sabotage eines Radrennens:
http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Unbekannte-verstreuen-Naegel-auf-Radrennstrecke-in-Doehren
🙁
Gruß
Olaf
Danke, dass Du etwas über die „Ringparade“ schreibst! Die Presse hält sich zu dem Thema ja sehr zurück.
Wir waren auch mit dabei, denn es erschien uns wichtig, dass gerade bei sogenanntem „schlechtem“ Wetter Radler unterwegs sind. Sonst heißt es sinngemäß wieder, dass Radfahrer ja ohnehin nur drei Wochen im Jahr führen, somit Investitionen in den Radverkehr sinnlos seien.
Wie auch immer, es hat wieder Spaß gemacht, und nachdem wir ganz vorne mit dabei waren, konnten wir fast den gesamten Tross beim Einlauf in den Olympiapark beobachten.
An alle, die sich vom doch recht „vielfältigen Wetter“ nicht haben abschrecken lassen: Gut gemacht!
Hallo Stephan, ja gut gemacht!! Und der Beweis, dass es Schlechtwetterradler gibt, ist auch gelungen! Gut gemacht und Spaß gemacht. Nur leider war da dieser Unfall im Tunnel der Landshuter Allee. War direkt vor mir und sah nicht gut aus. Weißt du was näheres?
Ups! Unfall? Tut mir leid, da habe ich nichts mitbekommen, was daran liegen könnte, dass wir sehr weit vorn mitgefahren sind. Aber auch die anderen Bekannten haben nichts berichtet. Hoffentlich ist doch alles irgendwie gut ausgegangen!
Auffällig fand ich allenfalls, dass zweimal direkt neben uns bemitleidenswerte Mitradler schlagartigen Luftverlust mit kurzem, lauten Zischen hatten. So etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt.
Da lag eine ältere Dame mit dem Gesicht nach unten und hat sich nicht bewegt. Es waren aber gleich viele Helfer da, deshalb bin ich weitergefahren. Wegen Luft raus: In Hamburg bei dem Rennen habe ich nach nicht mal einem Kilometer gleich einen mit seinem Reifen hantieren sehen. Sehr lustig. Bei so einem Event sollte man meinen, dass das Material in Ordnung ist. Bei der Ringparade waren vielleicht welche, deren Rad schon länger in der Garage stand. Oder glaubst du an Sabotage?
Oooohhhh, das tut mir leid. Wie gesagt, hoffentlich ..!
An Sabotage glaube ich nicht. Dein Ansatz mit den „Garagenprinzessinnen“, die auch einmal raus durften, gefällt mir. Was ich mir aber auch vorstellen könnte, wären einfach Fremdkörper, die auf der frisch verlassenen Autostraße (wir waren, wie gesagt, sehr weit vorne!) herumlagen.
Wow! Das ist ja mal ein toller Anblick!! 7000 Räder ist ja wirklich eine stolze Zahl! Ich glaube, den Mittleren Ring kenne ich sogar vom durchfahren, allerdings wäre das mit einem Rad unter diesen Bedingungen sehr viel lustiger, als mit dem Auto! 😀
Wie lange war denn die Sperre aktiv?
Deutlich lustiger mit dem Rad. Auch weil die Straßen für Autos oft sehr viel weniger Schlaglöcher und Wurzelberge haben als Radwegen. Ich glaube, die Sperrung dauerte drei Stunden. Ganz ordentlich.